Teures Benzin hält Inflation über Zwei-Prozent-Marke
Wiesbaden (dpa) - Rekordpreise an den Zapfsäulen halten die Inflation in Deutschland über der Zwei-Prozent-Marke. Im März mussten Verbraucher insgesamt durchschnittlich 0,3 Prozent mehr für Waren und Dienstleistungen zahlen als im Februar.
Die Jahresteuerungsrate verringerte sich dennoch auf 2,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch anhand vorläufiger Berechnungen mitteilte. Im Februar hatte die jährliche Inflationsrate noch bei 2,3 Prozent gelegen.
Volkswirte erklärten den Rückgang der Jahresrate damit, dass die Energiepreise weniger stark zulegten als ein Jahr zuvor. Nach Angaben der Statistiker kletterten zum Ende der kalten Jahreszeit beispielsweise die Preise für Heizöl nicht mehr so stark wie zuvor. Zugleich verbilligten sich Pauschalreisen.
„Auch wenn die Inflationsrate zurückgeht und derzeit niedriger ist als im Euroraum, sind die Inflationsrisiken in Deutschland höher als im Euroraum“, warnte die Commerzbank. Auch mittelfristig könnten die Verbraucherpreise um mehr als zwei Prozent pro Jahr steigen. Vor allem die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB) sehen Volkswirte als Gefahr für die Preisstabilität: Je mehr von dem extrem billigen Geld über Kredite an Unternehmen und Verbraucher in Umlauf komme, umso größer die Gefahr steigender Inflationsraten.
Nach Einschätzung der Unicredit ist der Trend einer allmählichen Entspannung an der Preisefront in Deutschland zwar weiterhin intakt. Die Großbank ist jedoch skeptisch, ob das so beim Verbraucher ankommt - der eben zum Beispiel an der Tankstelle mit Rekordbenzinpreisen konfrontiert wird. Deutsche Haushalte reagierten sensibel auf Preissteigerungen - das könnte ihre Konsumlust dämpfen.
Jüngstes Beispiel: Das von den Marktforschern der Nürnberger GfK monatlich ermittelte Konsumklima erbrachte erstmals seit einem halben Jahr etwas schlechtere Werte. Der Gesamtindex für April ging von 6,0 auf 5,9 Punkte zurück.
Die EZB erwartet für den Euroraum insgesamt in diesem Jahr Inflationsraten über ihrer Warnschwelle von 2,0 Prozent. 2013 wird der Preisdruck nach Einschätzung der Währungshüter nachlassen, weil sich die Lage bei den Energiepreisen entspannen dürfte.