Turbulenzen: Wird RAG doch zerschlagen?

NRW stellt sich angeblich gegen die Börsenpläne des RAG-Chefs. Rüttgers dementiert.

Essen. Für RAG-Chef Werner Müller sind unruhige Zeiten angebrochen: Seine Gegner, die im Kanzleramt, der Düsseldorfer Staatskanzlei und in Teilen der Großindustrie an Rhein und Ruhr zu finden sind, lassen derzeit nichts unversucht, Zweifel am einstigen Bundeswirtschaftsminister und dem von ihm konzipierten Stiftungs- und Börsengangmodell zu säen.

Es werden Stimmen laut, dass NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und seine Wirtschaftsministerin Christa Thoben zwar öffentlich die Börsenpläne befürworten. Doch bei der jüngsten Kohlerunde in Berlin habe Rüttgers darauf gedrängt, als Alternative "eine andere Verwertung des weißen Bereichs als den Börsengang in der Satzung der Kohlestiftung zu verankern". Das Wort Zerschlagung macht die Runde.

Monatelang hatte es so ausgesehen, als ob SPD und Union die Personalie Müller dem Gelingen des großen Ganzen unterordnen würden. Der Anfang Februar beschlossene Ausstieg aus der mit Milliarden subventionierten Steinkohle-Förderung bis zum Jahr 2018 sollte nicht gefährdet werden.

Und dafür schien das von Müller (60) ausgeheckte Modell lange Zeit für beide Lager eine akzeptable Lösung zu bieten. Der profitable "weiße Bereich" aus Immobilien, Kraftwerken (Steag) und Chemie (Degussa) soll im Jahr 2008 an die Börse. Der Erlös von etwa fünf Milliarden Euro würde in die Kohle-Stiftung fließen, die Bergbau-Folgen wie absackende Häuser und Kumpel-Pensionen in den kommenden Jahrzehnten ausgleichen soll.

Der weltgrößte Spezialchemiekonzern Degussa etwa könnte an die Bayer-Ausgründung Lanxess gehen. Angeblich hat Lanxess-Chef Axel Heitmann bereits entsprechende Pläne in der Schublade. Steag mit seinen Kohlekraftwerken könnte von EnBW oder RWE übernommen werden, die Immobilienperle der RAG mit 65 000 Wohnungen in NRW von Finanzinvestoren.

Hinter diesem Plan soll nun dem Vernehmen nach Rüttgers stecken, auch wenn er sich nach Medienberichten öffentlich weiterhin ausdrücklich gegen die Zerschlagung der RAG aussprechen will. Rüttgers habe nicht vergessen, dass der Manager im NRW-Wahlkampf gegen ihn gearbeitet habe, sagt ein Unionspolitiker.