Warnstreiks an Flughäfen bringen Reisepläne durcheinander
Hamburg (dpa) - Warnstreiks des Sicherheitsgewerbes haben die Flughäfen in Hamburg und Stuttgart nahezu lahmgelegt. Zehntausende Passagiere mussten umbuchen oder nahmen stundenlange Wartezeiten vor ihrem Abflug in Kauf.
In Hamburg sperrten vorübergehend sogar Polizisten die Eingänge ab, weil das Gebäude überfüllt war. Der Warnstreik lief bis Mitternacht.
Am Dienstag soll nach Worten einer Hamburger Flughafensprecherin der Betrieb wieder normal laufen. Weitere Arbeitsniederlegungen waren nicht angekündigt worden. Am Mittwoch soll in Hamburg wieder verhandelt werden.
Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) warf der Gewerkschaft Verdi vor, erneut unschuldige Passagiere zu schädigen. Lediglich in Hannover hatte der Streik nach Angaben eines Flughafensprechers so gut wie keine Auswirkungen. Dort demonstrierten Dutzende Mitarbeiter mit Trillerpfeifen, Fahnen und Transparenten.
Grund für den Ausstand sind festgefahrene Tarifverhandlungen um mehr Lohn. Verdi fordert je nach Bundesland und Beschäftigtengruppe 0,70 Euro bis 2,50 Euro mehr Lohn in der Stunde. Aus Sicht der Dienstleistungsgewerkschaft leisten „die Beschäftigten der Personen-, Fracht- und Warenkontrolle an den Flughäfen jeden Tag eine anstrengende und verantwortungsvolle Arbeit“, die besser entlohnt werden müsse.
BDSW-Verbandschef Harald Olschok warf Verdi vor, mit falschen Zahlen zu operieren. Die Arbeitgeber seien bereit, die Stundenlöhne der Luftsicherheitskontrolleure in Niedersachsen um 6,13 Prozent, in Hamburg um 6,4 Prozent und in Baden-Württemberg um 3,53 Prozent zu erhöhen.
Die Fluggesellschaft Germanwings verlangte „klare Spielregeln für den Ablauf von Arbeitskämpfen“. Streiks schadeten dem Luftverkehrsstandort, der sich in einer kritischen Wettbewerbssituation befinde. Der Flughafenverband ADV sprach von einer Zumutung für die Passagiere. „Ein zwingendes Schlichtungsverfahren ist dringend erforderlich“, verlangte ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel.
Verdi-Vertreter Peter Bremme sprach in Hamburg allerdings von einem „notwendigen Paukenschlag“ und einer „grandiosen Streikbeteiligung“. Er erwartet bei der Tarifrunde am Mittwoch eine Bewegung bei den Arbeitgebern. In Nordrhein-Westfalen war jüngst ein Tarifabschluss erzielt worden. Im Bewachungs- und Sicherheitsgewerbe sind in Baden-Württemberg rund 19 000 Menschen beschäftigt, in Hamburg 8000 und in Niedersachsen schätzungsweise rund 7000 Mitarbeiter.
HAMBURG: „Wir hatten noch nie die Situation, dass wir Gebäude schließen mussten. Das ist das erste Mal in der 103-jährigen Geschichte des Flughafens“, sagte Airport-Sprecherin Stefanie Harder. Weil sich mehr als 5000 Reisende am Morgen in den Terminals aufhielten, wurden die Gebäude rund zwei Stunden lang von Polizisten abgeriegelt.
Etwa 40 000 Passagiere waren dem Flughafen zufolge insgesamt von dem Ausstand betroffen. Von den mehr als 400 An- und Abflügen wurden mehr als 150 gestrichen, vor allem vom Nachmittag an. Dann konnten nur ein bis drei Sicherheitskontrollen offen gehalten werden.
„Passagiere sollten nicht mehr zum Flughafen kommen“, sagte eine Sprecherin am Nachmittag, als die Wartezeit immer noch vier bis fünf Stunden betrug. „Sie werden ihre Flüge nicht mehr erreichen.“ Der Flughafen stellte sich für Dienstag auf zusätzliche Reisende ein.
Verdi hatte am Flughafen rund 900 Sicherheitskräfte zum Ausstand aufgerufen. Ebenfalls rund 900 Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste wie Belader und Reinigungskräfte schlossen sich an. Ein Protestzug mit mehreren hundert Streikenden zog nach Verdi-Angaben mittags durch die Innenstadt.
STUTTGART: Wegen des Arbeitskampfes wurden am Flughafen 32 Starts und Landungen gestrichen. Ursprünglich standen für diesen Montag 241 Verbindungen im Plan. Nach Angaben einer Sprecherin waren bis zu 12 000 Passagiere von den Einschränkungen betroffen. Bei der Kontrolle mussten Reisende tagsüber Wartezeiten von gut zwei Stunden hinnehmen, einzelne Flüge starteten erst mit etwa einer Stunde Verspätung. Nur an einem der insgesamt vier Terminals waren die Kontrollstellen geöffnet. Es bildeten sich zeitweise mehrere hundert Meter lange Warteschlangen. Zum Warnstreik waren unter anderem 400 Luftsicherheitsassistenten aufgerufen.