Experte: Schlagloch-Schäden nicht unterschätzen

Bonn/Hannover (dpa/tmn) - Der sonnige Frühlingsbeginn sorgt auch bei vielen Autofahrern für strahlend gute Laune: Statt winterlicher Rutschpartien droht ihnen nun aber Gefahr durch massive Schlagloch-Schäden.

Die Krater auf zahlreichen Straßen könnten Achsen, Reifen und Lenkung empfindlich treffen, warnte Manfred Steinbrecher vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Der Reparaturbedarf in den Werkstätten sei derzeit so hoch wie selten. „Diese erbärmlichen Zustände auf Fern-, Bundes- und Kreisstraßen machen unseren Autos mächtig zu schaffen. Da kann es durchaus zu Achsbrüchen kommen.“

Noch gebe es keine speziellen Versicherungen gegen schwere Schlagloch-Schäden, sagte Steinbrecher. Weil manche Stellen mit aufgerissener Straßendecke gar nicht als Gefahrenpunkte ausgezeichnet seien, könnten Autofahrer in einigen Fällen aber eine Beteiligung an den Reparaturkosten bei den zuständigen Behörden geltend machen.

„Wenn man ein Loch erwischt, das der Verwaltung noch nicht bekannt und durch Schilder gekennzeichnet ist, sollte man das auf jeden Fall ansprechen.“ Im Zweifel helfe die Beratung eines Anwalts. „Zudem kann man das Auto einem Sachverständigen vorstellen. Die erste Überprüfung ist bei solchen Fällen kostenlos“, sagte Steinbrecher.

Am häufigsten setzten die Schlaglöcher beweglichen Teilen an der Vorderachse zu. „Je schlechter die Fahrbahnoberfläche ist, desto aggressiver wird die Beschädigung von Querlenkern, Federbeinen und Achsschenkeln. Auch die Reifen bekommen oft richtig eins mit“, erklärte der Autoexperte. Geringfügige Schäden seien ebenfalls nicht zu unterschätzen: „Wenn es nur klappert, scheint das für viele Leute nicht so schlimm zu sein. Aber es ist auch ein großer Komfortmangel.“

Die Situation auf den deutschen Straßen gebe weiterhin viel Anlass zur Sorge, berichtete Steinbrecher. „Wir hatten schon in den vorigen Jahren schlechte Beläge. Die sind in diesem Winter noch schlechter geworden.“ Nach Schätzungen des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebunds schlagen die Kosten für Ausbesserungen nach den letzten zwei Wintern allein im Nordwesten mit einer Milliarde Euro zu Buche.

Punktuelles „Löcherstopfen“ helfe dabei wenig, kritisierte Steinbrecher: „Die Schäden sind immens. Man kann da nicht einfach mit der Schaufel beigehen und einzelne Stellen abdecken. Hier müssen ganze Beläge neu gemacht werden.“ Er habe aber Verständnis dafür, dass Kommunen, Länder und Bund dafür viel Geld und Zeit bräuchten.

Auch die seitlichen Befestigungen der Straßen seien oft „völlig runtergefahren. Wenn man da hineingerät und Pech hat, landet man schnell am nächsten Baum.“ Falls die Behörden das Schlagloch-Problem nicht in den Griff bekommen sollten, drohe ein Anstieg der tödlichen Verkehrsunfälle - dabei sei die Tendenz zuletzt rückläufig gewesen.