Kompaktmodelle: Premierenfieber in der Golfklasse

Limburg (dpa/tmn) - Das Gedränge im beliebtesten Fahrzeugsegment der Deutschen ist groß: In den kommenden Monaten brennen die Autobauer in der Kompaktklasse ein imposantes Premierenfeuerwerk ab. Dabei mischen auch die deutschen Premiumhersteller kräftig mit.

In der Kompaktklasse jagt in den kommenden Monaten eine Fahrzeugpremiere die nächste. Kein Wunder: Mit 626 000 Zulassungen im vergangenen Jahr und einem Marktanteil von aktuell mehr als 20 Prozent ist sie das stärkste Segment auf dem deutschen Automarkt, erklärt Marktanalyst Nick Margetts von Jato Dynamics. „Der Kuchen ist so groß, da will einfach jeder ein Stück davon abhaben.“ Das gilt auch für Premiumhersteller wie Audi, BMW oder Mercedes.

Für die Internationale Automobilausstellung IAA in Frankfurt (15. bis 25. September) hat BMW den neuen 1er angekündigt. Der Fünftürer fällt fast zehn Zentimeter länger und deutlich breiter aus als das Vorgängermodell. Von außen wirkt er sportlicher, innen bietet er mehr Platz - vor allem im Fond und im Kofferraum, sagt BMW-Sprecher Bernhard Ederer. Dazu gibt es eine Reihe neuer Motoren mit mehr Leistung und weniger Verbrauch sowie erstmals in dieser Klasse eine Automatik mit acht Gängen. Bei der Markteinführung kurz nach der Messepremiere stehen zunächst drei Diesel und zwei Benziner zur Wahl, die zwischen 85 kW/116 PS und 135 kW/184 PS leisten.

Ebenfalls auf der IAA wird der erste Vertreter der neuen Kompaktklasse von Mercedes seinen Einstand geben: die B-Klasse. Sie hat eine komplett neue Architektur und einen größeren Innenraum, obwohl die Karosserie dem Baureihenleiter Hans Engel zufolge nur leicht gewachsen ist. Zu den technischen Finessen gehören eine neue Motorengeneration, die erste Doppelkupplung von Mercedes und ein automatisches Notbremssystem zum Schutz vor Auffahrunfällen.

Neue Kundenkreise will Mercedes mit der nächsten Generation der A-Klasse erschließen: Daimler-Chef Dieter Zetsche verspricht für das Jahr 2012 einen deutlich flacheren Fünftürer, der sich stark an der Studie von der Automesse in Shanghai orientieren soll. Bei A- und B-Klasse bleibt es nicht: Designchef Gordon Wagener stellt jeweils mit einem Jahr Abstand noch eine kleine Limousine im Stil des CLS und einen kompakten Geländewagen in Aussicht, der intern als BLK geführt wird. „Mal schauen, was uns dann noch einfällt“, kommentiert er Spekulationen über ein Cabrio oder einen Shooting-Break-Kombi.

Von Audi ist im nächsten Jahr die dritte A3-Generation zu erwarten. Als Dreitürer soll der Wagen im Frühjahr 2012 auf dem Genfer Salon (8. bis 18. März 2012) vorgestellt werden. Später folgen noch ein Fünftürer namens Sportback und eine Stufenheckvariante im Stil der Studie, die im März in Genf zu sehen war. Designchef Wolfgang Egger verspricht für den A3 eine markantere, sportliche Form. Der Verbrauch soll durch Rekuperationsbremsen, eine Start-Stopp-Automatik und eine leichtere Bauweise um bis zu 20 Prozent sinken. Geplant sind außerdem eine Elektroversion mit 85 kW/115 PS und 150 Kilometern Reichweite sowie Varianten mit Hybrid-, Plug-in-Hybrid- und Erdgasantrieb.

Wer nicht auf die vornehmen Kompaktmodelle aus Süddeutschland warten will, findet bei Citroën schon jetzt eine noble Neuheit in diesem Segment: Der DS4 ist eine eigenwillige Mischung aus Geländewagen, Coupé und Schräghecklimousine. Technisch basiert der Viertürer auf dem C4. Neben dem auffälligeren Design bietet der Wagen allerdings eine edlere Ausstattung und stärkere Motoren, erklärt Citroën-Sprecher Stephan Lützenkirchen. Die drei verfügbaren Benziner und zwei Diesel leisten bis zu 147 kW/200 PS. Mit einem Grundpreis von 20 700 Euro kostet der DS4 allerdings 2000 Euro mehr als der C4.

Weniger exklusiv, dafür etwas günstiger ist die dritte Generation des Ford Focus, die jetzt auch in der Kombivariante Turnier zu haben ist. Er kostet mindestens 18 600 Euro und bietet für einen Aufpreis von 750 Euro gegenüber dem Fünftürer deutlich mehr Stauraum: Das Gepäckabteil fasst laut Ford 476 bis 1516 Liter.

Opel reicht in diesem Herbst zum Astra den sportlichen Dreitürer GTC nach. Die stärkste Motorvariante leistet 132 kW/180 PS. Die Preise beginnen bei 19 900 Euro.

Als Marktführer in der Kompaktklasse startet Volkswagen am 17. Juni das Comeback des Golf Cabriolets. Der offene Viersitzer beerbt nach fast zehn Jahren Pause das über lange Zeit meistverkaufte Fischluft-Modell der Republik und kostet mindestens 23 625 Euro. Im Spätsommer folgt der VW Beetle. Für die Neuauflage des Klassikers werden gut 17 000 Euro fällig. Das Auto nutzt die Technik aus dem aktuellen Golf und fährt deshalb im gleichen Segment.

Das große Gedränge in der Kompaktklasse ist nichts Neues, kommentiert Analyst Nick Margetts die vielen Premieren. Er zählt insgesamt 27 Marken und 36 Modelle in dieser Klasse. „Nimmt man unterschiedliche Karosserie- und Motorvarianten mit hinzu, sind derzeit 1165 Fahrzeugtypen verfügbar. Das sind fast 18 Prozent des Gesamtangebots von Herstellern und Importeuren“, so Margetts.