Fahrbericht: Smart durch den City-Alltag

Der Smart polarisiert wie kaum ein anderes Auto auf deutschen Straßen.

<strong>Düsseldorf. Den Smart muss man mögen. Ansonsten wird man zu Deutschlands kleinstem Auto nie ein gutes Verhältnis finden. Grundsätzliche Ablehnung des Alternativ-Mobils indes verschließt den Zugang zu einer wesentlichen Erkenntnis, die man nach vier Wochen Fahrtest guten Gewissens publik machen kann: Dieser Winzling fährt sich wie ein "richtiges Auto". Und es macht - unglaublich für Kritiker - sogar Spaß, damit umher zu flitzen, jedenfalls wenn man mit dem stärksten Benziner unterwegs ist (84 PS/62 kW).

Der Smart ist natürlich ein Auto, das man nicht an der Motorleistung misst. Der Dreizylinder-Benziner dreht gut hoch, so gut, wie es eben in dieser Kategorie Motor geht. Das reicht für freudvollen Vortrieb, besonders Solo (Spitze knapp 150 km/h): Da fährt sich der Mini wie ein Kleinwagen aus einer Etage darüber.

Sowohl in der Stadt wie über Land ist man damit gut unterwegs. Der parallel dazu gefahrene Diesel lässt diese Fahrfreude nicht aufkommen. Die 45 PS (33 kW) sind wohl hart an der Grenze des Sinnvollen, das reicht aber für 135 km/h Spitze. Die Beschleunigung ist eher zäh, die Gänge sind fix ausgefahren, in der Stadt ist das okay. Das ist der Preis hier aber nicht. Die Top-Version Passion kostet ohne Extras 13 300 Euro.

Trostpflaster: Dafür fährt man dann im saubersten Auto der Welt und auch in einem der sparsamsten: 88 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer kommen raus, und den Verbrauch beziffert Smart mit 3,3 Liter auf 100 km.

Die Fahrstabilität wird aber mit Komfortverlust erkauft. Der Smart ist recht hart gefedert und bei schneller Fahrt auf schlechter Straße hüpft er dann mitunter heftig hin und her. Sicher bleibt er dennoch auf der Piste, der Schreck ist nur anfangs groß. Mit Seitenwind indes kommt er ganz gut klar.

Und allen Vorurteilen zum Trotz: Mit der 84-PS-Version lässt sich auch locker auf der Autobahn reisen, es ruckelt nur mehr, wenn die großen schnellen Wagen vorbei donnern. Mit dem Diesel macht Autobahnfahren keinen Spaß. Sitzt man im Smart, nimmt man den Wagen innen erstaunlicherweise nicht als klein wahr, so ist das Raumgefühl auch in einem Nissan Micra. Bestens lässt sich rundum blicken. Die hohen Sitze - Kopfstütze in Lehne integriert - sehen nicht nur sportlich aus, sie bieten auch guten Seitenhalt.

Das Armaturenbrett ist ziemlich verspielt geraten, passt aber wohl zu diesem Autotyp. Der Kofferraum ist sehr klein, entfernt man die Abdeckung, wächst das Volumen etwas. Smart hat ausgerechnet, dass das Ladevolumen auf 340 Liter wüchse, stapelt man Gepäck bis zum Dach. Praktisch die geteilte Heckklappe.

Das Fenster schwingt nach oben auf, dann kann man über die hohe Bordwand laden. Zwei Hebelchen umgelegt, und daraus wird eine nützliche Ladeplattform, auf der man Schweres ins Mini-Fach schieben kann. Das größte Manko des kleinen Flitzers ist der Preis - nicht der Laderaum, nicht der kurze Radstand.

Für den Smart Passion mit 84 PS stehen 12 790 Euro in der Liste. Aufgepeppt mit sinnvollen Extras, kostete der gefahrene Wagen 15 500 Euro. Und dass die potentielle Kundschaft verschreckt ist, wenn sie 30 Euro extra zahlen muss, um ein Handschuhfach zu bekommen, ist nur zu verständlich. Auch die übrige Aufpreispolitik ist wenig käuferfreundlich für ein Auto, das das Potential hat, nicht nur als Kult-, sondern auch Vernunft-Mobil anerkannt zu werden.

ANTRIEB Benziner: Dreizylinder, 84 PS (62 kW), 999 Kubik Hubraum. Diesel: Dreizylinder, 45 PS (33 kW), 799 Kubik Hubraum

VERBRAUCH: Diesel vier Liter, Benziner fünf Liter pro 100 km CO2-Ausstoß: 116 g/km (Benziner), 88 g/km (Diesel)

PREIS Benziner 12 790 Euro, Diesel 13 300 (Version Passion)