Lexus CT 200h: Ein Kompakter auf leisen Sohlen
Berlin (dpa-infocom) Als Nobelmarke mit Modellen von der Mittelklasse aufwärts hat es Lexus im Heimatland von Mercedes, Audi und BMW ungeheuer schwer. Doch jetzt wollen es die Japaner wissen und wagen sich zum ersten Mal in die Kompaktklasse - mit einem Hybrid-Modell.
Der Hoffnungsträger der Toyota-Schwester hört auf den Namen CT 200h und soll Anfang 2011 zu Preisen knapp unter 29 000 Euro in den Verkauf gehen. Technisch von Toyota Prius abgeleitet, will der Lexus die deutschen Konkurrenten auf den ersten Blick mit ihren eigenen Mitteln schlagen. Denn der CT 200h ein kein stilistischer Sonderling, sondern ein durch und durch gefälliger Fünftürer im Stil von VW Golf und Co. 4,32 Meter lang und mit scharfen Schnitten aus dem Blech geschält, wirkt der Japaner knackig und kraftvoll. Das unterstreichen weit ausgestellte Kotflügel und kurze Überhänge. Daneben wahren LED-Tagfahrlichter, große Aluminiumräder und Chromschmuck die Distanz zu den Modellen aus der zweiten Reihe schließlich soll den CT 200h ja keiner mit einem Toyota verwechseln.
Innen lebt der Lexus einen Hauch von Luxus
Das gilt natürlich auch für den Innenraum, der wie immer bei Lexus spürbar feiner und vornehmer ist als bei Toyota. Man sitzt auf weichem Leder, schaut über hochwertige Oberflächen und greift nach angenehmen Kunststoffen. Allerdings geht es an Bord des CT 200h etwas enger zu, als man es von den Japanern sonst gewohnt ist. 2,60 Meter Radstand schränken vor allem hinten die Kniefreiheit ein, und vorne macht sich die wuchtige Mittelkonsole gefährlich breit.
Bei den Motoren hören die Ähnlichkeiten zu Audi und anderen aber auf. Wo die Konkurrenz auf Diesel oder Benziner setzt und als exotische Alternative allenfalls einen Gasumbau oder eine Biofuel-Umrüstung anbietet, setzen die Japaner auf ihre Hybridkompetenz. In Autos wie dem Prius millionenfach bewährt, arbeiten Stromer und Verbrenner auch unter der Haube des Lexus' im Team.
Bei Vollgas fehlt es an Elan
Die meiste Arbeit macht dabei ein 1,8 Liter großer Benziner mit 73 kW/100 PS und maximal 142 Nm. Von der Elektronik automatisch geregelt oder vom Fahrer im Sportmodus explizit zugeschaltet, steht ihm ein Elektromotor mit 60 kW/82 PS und maximal 207 Nm zur Seite, der vor allem beim Anfahren und Beschleunigen hilft. Wird er nicht benötigt, arbeitet er als Generator und lädt die Akkus, die unter dem Kofferraumboden den Strom für den nächsten Sprint speichern.
Zusammen kommen die beiden Motoren auf gerade einmal 100 kW/136 PS und haben deshalb nur gebremsten Elan. Auch weil die stufenlose Automatik viel Kraft schluckt, braucht der Prius für Besserverdiener mehr als zehn Sekunden bis Tempo 100 und schafft gerade einmal 180 km/h. Für einen Adrenalinschub auf der Autobahn ist das zu wenig. Doch die Emotionen kommen dafür im Stadtverkehr, wenn der CT 200h flüsterleise und wie von Geisterhand davon surrt. Im besten Fall und bei Geschwindigkeiten unter 45 km/h schafft er das auf mehr als zwei Kilometern und ist längst aus dem Zentrum draußen, bevor der Benziner wieder startet.
Leiser, komfortabler und präziser als der Prius
Überlässt man die Regie unter der Haube alleine der Elektronik, arbeiten die beiden Motoren mit maximaler Effizienz und kommen so auf einen Normwert von 3,8 Litern. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 89 g/km und ist in dieser Klasse einsame Spitze selbst der Golf Blue Motion kann da nicht mithalten.
Zwar ist die Technik des CT 200h mit der des Prius identisch. Doch haben die Ingenieure den Antrieb für den Einsatz bei der vornehmen Schwester weiter verfeinert. Die Grafik im Kombiinstrument wechselt deshalb mit dem Antriebsmodus wie bei einem Taschenspielertrick die Farbe. Und der bisweilen etwas raue Motor ist hörbar besser gedämmt. Auch das Fahrwerk macht eine bessere Figur: Komfortabler und trotzdem bestimmter gefedert und vor allem präziser zu steuern, ist es doppelt schade, dass es dem Lexus an Lust und Leistung fehlt.
Fazit: Schmucker Sparer für Überzeugungstäter
Er sieht zwar gut aus, die Ausstattung ist mit serienmäßig zehn Airbags mehr als konkurrenzfähig, und der Verbrauch ist in dieser Klasse unerreicht. Doch leicht wird es für den CT 200h trotz allem nicht. Der Preis in der Regel deutlich über den vergleichbaren Dieseln der teuersten Konkurrenten und die Fahrleistungen meist darunter, bleibt der vornehme Sparer nur etwas für Überzeugungstäter. Allerdings werden sich davon in der Kompaktklasse ganz sicher mehr finden als im Oberhaus.