Mercedes F 700: Zwei Klassiker in einem Motor

Dieses Auto kann man nicht kaufen. Der F700 ist ein Forschungsfahrzeug mit ungewöhnlicher Technik.

Düsseldorf. Drei Kraftquellen hat der F700, aber nur zwei Motoren. Sein Verbrennungs-Triebwerk kann arbeiten wie ein Diesel, aber zugleich auch wie ein Benziner, alles verpackt in einem Motorblock. Die dritte Kraft schöpft die riesige Limousine (5,18 Meter lang) aus Batterie und Elektromotor.

Kern der Idee für übermorgen aber ist die Kombination der beiden Uralt-Antriebe der Herren Otto und Diesel in einem einzigen Aggregat. Und weil so etwas noch nicht da war, gibt es dafür auch ein Wort, was neu im automobilen Sprachschatz ist: Diesotto.

Erste Ausfahrten lassen ein flüsterleises Auto wahrnehmen, das nahezu erschütterungsfrei fährt und Unebenheiten wie auf Watte gepolstert überfliegt. Erstaunlich, mit welchem Nachdruck der Riese aus Stuttgart beschleunigen kann und die Passagiere in die Polster drückt.

Die Verwunderung ist umso größer, wenn man weiß, dass der F700 nur von einem kleinen Vierzylinder- Benzinmotor bewegt wird, der gerade mal 1,8 Liter Hubraum hat - aber daraus 238 PS (175 kW) schöpfen kann. Auf dem Papier steht der Wagen mit 5,3 Litern Super auf 100 km und einem Kohlendioxidausstoß von 127 Gramm pro Kilometer.

Her damit?! Nein, dieses Sparschwein in S-Klasse-Format kann man nicht kaufen. Es ist noch ein Unikat, ein Forschungsfahrzeug, das die Wege für die Serie ebnen soll.

Natürlich, ohne Turbolader wäre es nix mit der großen Kraft des kleinen Motors. Gleich zwei Turbolader pusten Sauerstoff ins Triebwerk, das das Spurtvermögen eines ausgewachsenen Sechszylinders bietet. Was den Benziner zum Diesotto macht, ist eine neuartige Ventilsteuerung und eine flexible Kompression in den Brennräumen.

Mercedes nennt das Raumbrennverfahren. Eine spezielle Mechanik wird durch Elektronik so gesteuert - wie, verrät Mercedes den Leuten vom Fach noch nicht - dass sich der Kolbenhub an der Kurbelwelle ändern lässt.

Bei bestimmten Betriebszuständen führt das zu einer deutlich höheren Verdichtung - und das macht den Benziner dann zum "Diesel". Denn der Druck wird so groß, dass sich - wie beim Diesel - der Kraftstoff selbst entzündet. Bei anderen Betriebszuständen läuft der Motor wie ein Benziner. Das bewirkt, dass das Aggregat sauber wie ein Benzinmotor ist und sparsam wie ein Diesel. Gefahren wird mit gewöhnlichem Benzin.

Was aber nun, werden Insider grübeln, macht der kleine Motor mit dem großen Auto beim Start, wenn die Turbolader noch nicht in Gang gekommen sind? Den Anschub besorgt ein Elektromotor. Der zieht seine Kraft (20 PS/15 kW) aus einer Lithium- Ionen-Batterie. Wenn die Fuhre dann rollt, übernehmen die Klassiker die Arbeit, um die zwei Tonnen Zukunft so eindrucksvoll auf Trab zu bringen.

Aber auch jenseits vom Diesotto prescht der forschende Viersitzer weit vor. Bis zu einem Tempo von 150 km/h erkennt ein elektronisches Abtastsystem den Fahrbahnzustand. Blitzschnell macht er das Auto "weich" oder "hart", regelt die Karosserieneigung. Das alles besorgen zwei Lasersensoren in der Front und entsprechende Rechner. Naht eine Bodenwelle, wird die Dämpfung jedes Rades einzeln entsprechend eingestellt.

Und im F700 durften die Designer auch schon mal Zukunft spielen. Fahrer und Fahrzeug kommunizieren miteinander, fragen sich gegenseitig ab über Staus, Ziele, Umleitungen. Hinten darf man sich gegenüber setzen, auf große Flachbildschirme starren, wenn es langweilig wird, später dann im Jahr irgendwann.