Erkrath „Auf dem Arbeitsmarkt herrscht harter Kampf“

Interview Fabian Schmidt, Erkraths Technischer Beigeordneter in Erkrath, spricht über die Schwierigkeit, geeignetes Personal für die Verwaltung zu finden.

Fabian Schmidt

Foto: Stadt Erkrath

Wie viele Stellen sind in den technischen Bereichen aktuell unbesetzt?

Fabian Schmidt: Derzeit sind vier Ingenieursstellen, dazu kommt in naher Zukunft noch eine Stelle im Bereich Straßen.

Wie viele Stellen werden in absehbarer Zeit etwa aufgrund von Pensionierungen künftig noch frei?

Schmidt: In den kommenden Jahren werden zwei Stellen durch den gesetzlichen Eintritt in den Ruhestand frei. Längere Vakanzen nach vergangenen Pensionierungen haben wir glücklicherweise in jüngerer Zeit besetzen können und auch für die anstehenden Neubesetzungen laufen schon Verfahren an.

Wo ist der Druck am
größten?

Schmidt: In allen Ingenieur-Bereichen inklusive der Stadtplanung ist der Druck sehr hoch. Vor allem Fachingenieure und Führungspositionen sind sehr gefragt.

Wie lange ist die am längsten unbesetzte Stelle frei? Wie behelfen Sie sich, wer macht zurzeit mehr, welche Aufgaben bleiben liegen?

Schmidt: Die am längsten vakante Stelle eines Brückenbauingenieurs war nun anderthalb Jahre frei, konnte aber zum 1. Januar besetzt werden. Die Projekte werden mit Prioritäten versehen und entsprechend abgearbeitet, wie etwa die beiden Feuerwehrprojekte oder Fördermaßnahmen beziehungsweise unaufschiebbare oder gesetzlich vorgeschriebene Aufgaben. Die Arbeiten inklusive der Einarbeitung neuer Kollegen übernehmen vorhandene Mitarbeiter, denn ein „Outsourcing“, also die Vergabe an externe Büros, scheitert oft an der jeweiligen Auslastung und den gleichen Rekrutierungsproblemen. Es besteht ein harter Konkurrenzkampf am Arbeitsmarkt, auch zwischen den öffentlichen Arbeitgebern, insbesondere unter den Kommunen. Erschwerend kommt neben dem Aufgabenzuwachs auch die überhitzte Baukonjunktur hinzu, was zum einen die Konkurrenzsituation am Arbeitsmarkt verschärft und zum anderen zu erheblichem personellem (und finanziellem) Mehraufwand und Bauverzögerungen führt, da Ausschreibungen von Bauaufträgen häufig ergebnislos verlaufen und wiederholt werden müssen. Besonders die Einarbeitung neuer Kollegen ist zeitintensiv und in manchen Fällen muss sie mehrfach wiederholt werden, da es auch öfter zu Abbrüchen in frühen Phasen des neuen Berufs kommt.

Wo und über welche Kanäle suchen Sie? Auch per Headhunter?

Schmidt: Externe Stellenausschreibungen werden auf der Homepage der Stadt veröffentlicht. Zusätzlich veröffentlichen wir auf den Portalen von Arbeitsagentur, Interamt und Stellenmarkt NRW. Darüber hinaus erfolgt für entsprechende Stellen eine Veröffentlichung auf der Internetseite der Architektenkammer NRW. Die Stadt Erkrath hat bisher noch keinen Headhunter beauftragt.

Wo sehen Sie das Kernproblem der schwierigen Stellenbesetzungen für Kommunen?

Schmidt: Besonders im Fachkräftemangel sowie dem Wettbewerb unter den Kommunen und mit der freien Wirtschaft. Hinzu kommen tarifrechtliche oder beamtenrechtliche Restriktionen bei der Eingruppierung der Beschäftigten, die derzeit einerseits den Zugang zum freien Arbeitsmarkt bei der Bewerberakquise erschweren und andererseits latent einer Personalerosion bei den vorhandenen und stärker geforderten Mitarbeitenden Vorschub leisten. Erkrath versucht, zusätzliche Anreize für die Mitarbeitenden zu schaffen, zum Beispiel persönliche Gesundheitsförderung im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, ein vergünstigtes Firmenticket oder die betriebliche Altersversorgung.

Was würden Sie Fachkräften gerne bieten, können es aber nicht, weil Sie an öffentlich-rechtliche Vorgaben gebunden sind?

Schmidt: Eine bessere Eingruppierung, die aber nach den Eingruppierungsvorschriften des Tarifvertrages nicht so ohne weiteres möglich sind.

Stehen interessante Stellenbesetzungen aktuell bevor?

Schmidt: Es stehen einige interessante Stellenbesetzungen an, wie etwa die Fachbereichsleitung sowie die technische Abteilungsleitung im Fachbereich Immobilienmanagement Bestandsbetreuung, die Abteilungsleitung Straßenbau und zwei Ingenieursstellen im Hoch- und Tiefbau.