Hacker gegen Nato: Kampfansage an Regierungen
Brüssel/Berlin (dpa) - Die Hackergruppe Anonymous hat nach eigener Darstellung Computer der Nato attackiert und geheime Dokumente gestohlen. Das Militärbündnis in Brüssel leitete eine Untersuchung zu diesen Angaben ein.
„Sicherheitsexperten der Nato prüfen diese Behauptungen“, teilte ein Sprecher am Donnerstag in Brüssel mit. „Wir verurteilen aufs Schärfste die Veröffentlichung von Dokumenten, die als geheim eingestuft sind. Das ist eine potenzielle Gefahr für die Sicherheit der Nato-Verbündeten, der Streitkräfte und Bürger.“
Die Hacker erklärten am Donnerstag über den Kurzmitteilungsdienst Twitter, über „viel geheimes Material“ zu verfügen - Daten im Umfang von einem Gigabyte. Sie veröffentlichten zwei Dokumente, die von der Nato stammen sollen. Das Militärbündnis bestätigte die Authentizität der Dokumente jedoch nicht. Das meiste Material könne nicht veröffentlicht werden, weil dies „unverantwortlich“ wäre, erklärte Anonymous.
Nach der Festnahme von insgesamt 21 mutmaßlichen Hackern in den USA, Großbritannien und den Niederlanden veröffentlichte Anonymous zusammen mit der Hackergruppe LulzSec eine Antwort auf eine Stellungnahme des stellvertretenden FBI-Direktors Steve Chabinsky. Man nehme zur Kenntnis, dass dieser „Chaos im Internet als inakzeptabel“ bezeichnet habe, heißt es in der Erklärung. „Nun lassen Sie uns sagen, was wir inakzeptabel finden: Dass Regierungen ihre Bürger belügen, Angst und Schrecken verbreiten, um sie unter Kontrolle zu halten, indem ihre Freiheit Stück für Stück abgebaut wird.“ Diese Regierungen und die mit ihnen zusammenarbeitenden Konzerne seien der Feind der Hackergruppen. „Wir werden sie weiter bekämpfen, mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.“
Anonymous hat keine Führung, keine feste Organisation und keine Zentrale. Weil es keine klar umrissene Führung gibt, wechseln auch die Ziele der Gruppe. Ihre Angehörigen, unter ihnen auch Aktivisten in Deutschland, verbinden sich ad hoc zu einzelnen „Operationen“. Bei den am Dienstag festgenommenen Verdächtigen soll es sich zum größten Teil um Personen handeln, die zur Unterstützung der Enthüllungsplattform Wikileaks an Denial-of-Service-Attacken gegen Finanzunternehmen wie PayPal, Mastercard und Visa mitgewirkt haben.