Netz-Aktion: Gmünd soll „Bud-Spencer-Tunnel“ bekommen
Schwäbisch Gmünd (dpa) - Verkehrspolitik in Schwäbisch Gmünd ist eher was für Hartgesottene. Es sei denn, Witzbolde im Internet stricken daraus eine bundesweite Spaß-Guerilla-Aktion.
Und so setzen sich im Moment Zehntausende Internetnutzer dafür ein, dass die Stadt einen neuen Tunnel nach dem Western-Schauspieler Bud Spencer benennt. Den Baden-Württembergern wäre ein „Salvator-Tunnel“ oder ein „Staufer-Tunnel“ lieber. Aber weil jeder im Internet seine Stimme abgeben kann, haben die 60 000 Einwohner von Schwäbisch Gmünd gegen die Übermacht aus dem Netz kaum eine Chance.
Die Facebook-Gruppe „Bud-Spencer-Tunnel Schwäbisch Gmünd wählen!“ scheint kaum noch zu bremsen zu sein. Weit mehr als 33 000 Menschen hatten dort bis Wochenmitte bekundet, auf der Homepage von Schwäbisch Gmünd schon ihre Stimme für den Schauspieler abgegeben zu haben.
Sie machten zudem ihre Freunde auf die Aktion aufmerksam: Über 155 000 Einladungen an andere Facebook-Nutzer wurden verschickt. Ständig kamen neue Fans hinzu. Die Rathausspitze gibt sich trotzdem gelassen. „Ich bin überrascht über das große Echo, das dieser Vorschlag ausgelöst hat“, sagte Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold (CDU) der Nachrichtenagentur dpa am Donnerstag. Der Bund hatte das 180-Millionen-Euro-Bauwerk als teuerste Ortsumgehung in Deutschland eingestuft.
Die Stadt hatte sich schon vor Monaten entschieden, die Bürger bei der Namenssuche für den neuen Tunnel der Bundesstraße 29 einzubinden, Also machten die Gmünder Vorschläge: „Salvator-Tunnel“ war der beliebteste Vorschlag - wegen der Salvator-Wallfahrtsanlage in Schwäbisch Gmünd. Oder „Staufer-Tunnel“ - weil die Stadt eine lange Tradition mit dem Kaisergeschlecht verbindet. Sehr häufig vorgeschlagen wurde auch „Einhorn-Tunnel“ - das Fabelwesen ist das Wappentier der Stadt. Und irgendwer schlug „Bud-Spencer-Tunnel“ vor.
Die Stadtverwaltung sammelte alle Vorschläge, löschte solche, die pornografisch und strafrechtlich relevant waren - und gab die restlichen zur Abstimmung im Internet frei. So steht nun auch Bud Spencer zur Wahl.
Ein Facebook-Nutzer entdeckte das und gründete die Gruppe. „Da politische Partizipation eine der wichtigsten Säulen unserer Demokratie ist, bitte ich euch, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, um eure Stimme“, schrieb er. Und weiter: „Da uns die meisten vorgeschlagenen Namen aber viel zu langweilig sind, haben wir beschlossen: Der Tunnel in Schwäbisch Gmünd soll künftig auf den Namen "Bud-Spencer-Tunnel" hören.“ Seit einigen Tagen verbreitet sich der Aufruf nun in Windeseile bei Facebook und in allen möglichen Diskussionsforen. Längst genießt er Kult-Status.
In Schwäbisch Gmünd kann nicht jeder darüber lachen, dass eine ernsthafte politische Entscheidung so durch den Kakao gezogen wird. Dass Schwäbisch Gmünd tatsächlich einen „Bud-Spencer-Tunnel“ bekommt, sei jedenfalls noch längst nicht ausgemacht. Zwar habe der Gemeinderat durch die Online-Umfrage ein Meinungsbild einholen wollen - die Entscheidung träfen die Kommunalpolitiker aber selbst.
Bei den Facebook-Usern gab es gegen diese Ankündigung schon ersten Widerspruch. Die Politiker dürften nicht einfach zehntausende Stimmen aus dem Internet ignorieren, schrieben einige Nutzer. Anders sieht das die Stadtverwaltung. „Eine Facebook-Gruppe ist nicht die Urform der Basis-Demokratie“, sagte Stadt-Sprecher Markus Herrmann. „Die Abstimmung im Internet ist ja längst keine Gmünder Abstimmung mehr.“
Die Facebook-Mitglieder organisieren nun ihren Protest - und zwar auf ihre Weise: Sie haben mit Blick auf die entscheidende Gemeinderatssitzung am 27. Juli eine neue Gruppe gegründet: „Demonstration für Bud-Spencer Tunnel in Schwäbisch Gmünd.“
Zwar sagt auch Bürgermeister Arnold: „Ich habe mir einen Namen vorgestellt, der einen regionalen Bezug hat.“ Nun wolle die Stadt der Welle im Netz aber Rechnung tragen und die Idee aufnehmen - mit einer Aktion zu Spencer für ihre Landesgartenschau in zwei Jahren. „Und wenn der dann noch persönlich käme aus Hollywood, das wäre natürlich die Wucht“, erklärte Arnold. Schließlich sei Spencer ja schon einmal in der Stadt gewesen: im Juli 1951 unter seinem bürgerlichen Namen Carlo Pedersoli als Leistungsschwimmer.