"Amphitryon" im Düsseldorfer Schauspielhaus: Im Zweifel für den Menschen
Als letztes Stück der Spielzeit feierte „Amphitryon“ Premiere. Die Figuren wissen nicht mehr, wer sie eigentlich sind.
Düsseldorf. "So früh zurück?" Wahrlich kein angemessener Empfang für den Feldherrn Amphitryon, der nach fünf Monaten Krieg nach Hause kommt! Als Alkmene dem empörten Gatten vorhält, dass sie doch eben eine heiße Liebesnacht zusammen verbracht hätten, ist die Verwirrung komplett. Nur die Zuschauer wissen, dass sie Jupiter in Gestalt des Ehemannes Alkmene in dieser Nacht heimsuchte.
Das Thema der ersten Spielzeit von Amélie Niermeyer, "Ich und Ich", wird hier besonders deutlich entfaltet. Auch "Amphitryon" steht ohnmächtig einem fremden Ich gegenüber, das ihn um Frau und Identität bringt. Guntram Brattia lässt keinen Zweifel daran, dass er nach erster Wut und verletzter Ehre in einen entsetzlichen Abgrund blickt, ebenso wie die Charis von Claudia Hübbecker, die vom falschen Sosias misshandelt wird und ihre Wut am richtigen auslässt.
Dass Jupiter sich zum Ende offenbart, tröstet die Menschen wenig. Er tut es auch bloß aus Eitelkeit. Wunderbar zeigt Michael Schütz, wie dieser oberste aller Machos als er selbst, also als Gott, geliebt werden will, denn "auch der Olymp ist öde ohne Liebe". Aber Alkmene, der Cathleen Baumann viel unschuldige Sinnlichkeit mitgibt, ist zwar voll Ehrfurcht dem Göttlichen gegenüber, liebt jedoch immer nur Amphitryon. Und das ist im Zweifelsfall doch der Mensch.
2 Std., keine Pause. Auff.: 11., 13., 14. Juni, 19.30 Uhr, Kleines Haus. Karten: Tel. 0211/36 99 11