Ruhrfestspiele: Geliebt zu werden, welch ein Glück

Hannelore Elsners Solo-Abend bei den Ruhrfestspielen: eine Entdeckungsreise in Sachen Johann Wolfgang Goethe.

<strong>Recklinghausen. "Geliebt zu werden - welch ein Glück." Um die Liebe und Goethes Verhältnis zu den Frauen dreht sich Hannelore Elsners Solo-Abend "Konntest mich mit einem Blicke lesen", der nun bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen als Koproduktion mit dem Théatre National du Luxembourg Premiere feierte. Festivalchef Frank Hoffmann hat den Abend mit Elsner erarbeitet, obwohl sich das Szenische stark in Grenzen hält. Die Texte stehen im Vordergrund, die die "Unberührbare", ganz warmherzig und bewegt von Zetteln abliest, die sie "findet": eine Entdeckungsreise in Sachen Johann Wolfgang Goethe. Nur zwei Tische und diverse Hocker stehen auf der Bühne (Christoph Rasche). Immer wieder wechselt die vor allem aus Film- und Fernsehen bekannte Darstellerin die Plätze, rezitiert hier ein Gedicht, liest dort aus einem Brief. Die Liebe bildet die Klammer an diesem Abend. Bilder von den Frauen in Goethes Leben, egal ob Charlotte von Stein, Christiane Vulpius oder Charlotte Buff, werden eingeblendet und stellen eine Relation zu den Texten her. Das "ewig Weibliche", das schon Faust "hinanzieht", beschäftigte Goethe Zeit seines Lebens. Von "Stella" über den "West-östlichen Divan" bis zu "Wilhelm Meisters Wanderjahre" erstreckt sich die Erkundung.

Musik von Beethoven, Schubert und Brahms, am Flügel dargeboten von Rei Nakamura, bildet Zäsuren. Wie ein Thema durchzieht "Sah ein Knab’ ein Röslein stehn" den Abend. Elsner singt jedoch nicht, sondern spricht den Text dazu, mal mehr, mal weniger maliziös lächelnd. Kein Mitleid mit dem Röslein. Mit Keyboard und Percussion setzt René Nuss weitere musikalische Akzente, die manchmal allerdings fast etwas störend wirken.

Elsner durchdringt die Texte mit ihrer Stimme, mal schmachtend, mal säuselnd, mal neckisch bietet sie die teils aphoristischen Einsichten dar, lädt den Zuschauer ein, sich selbst ein Urteil zu bilden. Nur Werthers Schwärmereien kommentiert sie mit einem verächtlichen "Ach", bevor sie den Bogen Papier auf den Boden segeln lässt.