„Kölntheater“ für Weltbürger
Karin Beier stellt ihren ersten Spielplan vor. Mutig, selbstbewusst, engagiert und enthusiastisch startet die 41-Jährige in ihre erste Intendanz.
Köln. "Kölntheater" wolle sie machen, verkündete Karin Beier. Und man merkt der neuen Intendantin an, dass sie es ernst meint. 23 Premieren listet der Spielplan auf, davon zwölf Uraufführungen, die sich fast alle irgendwie auf die Domstadt, diese "Stadt von Weltbürgern", aus der sie selbst stammt, beziehen.
Mutig, selbstbewusst, engagiert und enthusiastisch startet die 41-Jährige in ihre erste Intendanz und weiß mit Rita Thiele (ehemals Düsseldorf) eine starke, innovationsfreudige Chefdramaturgin hinter sich.
"Fordlandia, eine Fließbandproduktion" nennt sich etwa ein Abend in der Halle Kalk, die die Intendantin "unbedingt" wieder bespielen will. Er setzt sich mit Köln als Heimat der Fordwerke und großer Arbeitgeber der ersten Gastarbeiter Deutschlands auseinander (Premiere: 18. Oktober). Den Abend entwickeln Tom Kühnel, Suse Wächter und Jürgen Kuttner gemeinsam. Feridun Zaimoglu und Günter Senkel schreiben an einem Auftragswerk, das am 26. Januar 2008 herauskommen soll: "Schattenstimmen". Das Stück speist sich aus Interviews mit Kölner Illegalen und liefert so "Stimmen aus der Dunkelwelt der Migration".
Nuran David Calis, der am Theater Essen mit den "Homestories" mit und über Jugendliche aus Essen-Katernberg für Aufsehen sorgte, erarbeitet in Köln "Stunde Null der Gastarbeiter", ein Stück über die erste Einwanderergeneration, zu der auch seine Eltern gehören (Premiere: 29. April 2008).
Doch Köln ist nicht nur eine Stadt mit hohem Ausländeranteil, sondern auch die Stadt der bildenden Kunst, des Films und des Tanzes. Deshalb legt die Intendantin Wert auf genreübergreifende Projekte, wie etwa "Die Erscheinungen der Martha Braun", eine "Nonstop-Performance-Installation" der Künstlergruppe Signa (13. Oktober). Sie bildet eine künstliche europäische Siedlung, in der Darsteller wie Zuschauer gleichermaßen Teil eines inszenierten Kunstraums werden.
Neben der zeitgenössischen Dramatik will Karin Beier auch jungen Regisseuren Raum geben, sich in Köln vorzustellen. Neben Jette Steckel, Tochter von Frank-Patrick Steckel, die "Schattenstimmen" auf die Bühne bringen soll, macht vor allem das italienische Regiewunder Antonio Latella neugierig. Er inszeniert eine bilinguale Fassung von Goldonis "Die Trilogie der Sommerfrische" mit deutschen und italienischen Schauspielern.
34 Schauspieler listet das etwas triste Spielzeitheft in Schwarz-Weiß auf, darunter etwa zwei Drittel neue Namen, die teilweise offensichtlichen Migrationshintergrund vorweisen. Und auch große, zugkräftige Namen dürfen nicht fehlen: Maria Schrader und Joachim Król. Inwieweit die beiden (Film-)Schauspieler tatsächlich Teil des Ensembles sind und nicht nur werbewirksame Gastspiele geben, bleibt abzuwarten.