Oper goes Tonhalle: Spannung mit Tristan und Isolde bis zum Liebestod

Die Rheinoper lässt - mangels geeigneter Bühne - Wagners „Tristan und Isolde“ konzertant in der Tonhalle erklingen. Fürs akustische Erleben erweist sich die Entscheidung als Glücksfall, denn der Saal reflektiert Wagners Klangwelt kraftvoll und subtil.

<strong>Düsseldorf. Als Richard Wagner seinen Tristan "Handlung in drei Akten" nannte, hatte er wohl kaum an konzertante Aufführungen gedacht. Denn dort wird naturgemäß keine Handlung visualisiert. Da es aber in Düsseldorf derzeit keine dem Musikdrama adäquate Opernbühne gibt, muss die Rheinoper in die Tonhalle ausweichen. Fürs akustische Erleben erweist sich die Entscheidung als Glücksfall, denn der Saal reflektiert Wagners Klangwelt kraftvoll und subtil. Und da der Romantiker durch seine illustrative und psychologisch feinsinnige Musik eine grundlegende Klangregie führt, gibt er dem Hörer enorme Anregungen zur Imagination dessen, was dem Auge verborgen bleibt. Trotz sängerischer Prominenz mit Thomas Moser (Tristan) und Jane Eaglen (Isolde) werden die Düsseldorfer Symphoniker und Generalmusikdirektor John Fiore zu den eigentlichen Stars des Abends. Tristan-Debütant Fiore lässt einen volltönenden, emotional aufgeladenen Klang entstehen und schafft geheimnisumflorte Pianissimi. In den Pausen und Abbrüchen reißt der Spannungsbogen nie ab, denn der Puls der Musik schlägt in ihnen aussagekräftig weiter. Jede Instrumentalgruppe überzeugt: Streicher musizieren beseelt, die Holzbläsersolisten artikulieren ihre Parts eloquent, und das Blech zeigt eherne Präsenz, ohne je aufdringlich zu wirken. Bis auf die beiden Titelfiguren entstammen die Sänger der Produktion dem Rheinopernensemble. Während die Ensemblesänger Mimik und das Halten von Blickkontakten als Mindeststandards szenischer Darstellung aufrechterhalten, stehen die eingekauften Stars etwas unbeteiligt herum. Dass sie hin und wieder einen Schluck aus der Wasserflasche nehmen, sei ihnen in Anbetracht der äußerst anstrengenden Partien zugestanden. Dass Moser dies aber auch während des heiklen Dialogs mit König Marke im 2. Akt tut, hat schon etwas von einem schlechten Regieeinfall.

Großer Jubel - und Karten für das nächste Mal sind auch noch da

Jane Eaglen überzeugt durch stimmliche Perfektion und souveräne Ausdauer, doch bleibt ihr Vortrag seltsam unpersönlich. Ähnliches gilt für Thomas Moser, der kurzfristig für den erkrankten Alfons Eberz eingesprungen ist. Er verfügt über eine schöne, einst an Mozart geschulte Stimme, wirkt aber als Tristan etwas farblos. Am Ende des 3. Aktes merkt man ihm die Anstrengung an und verzeiht das ökonomische, dynamisch zurückgenommene Weitersingen. Stark in ihren Rollen bleiben Renée Morloc (Brangäne), Hans-Peter König (Marke) und Tomasz Konieczny (Kurwenal). Sie tragen das Drama stärker als die beiden Stars. Großer Jubel in der nicht ausverkauften Tonhalle.

5 Std., 2 Pausen, weitere Aufführung: 17. Mai, 16 Uhr, Karten: Tel 0211/8 92 52 11

Inhalt Isolde wird gegen ihren Willen von Tristan nach Kornwall geschifft, wo sie König Marke heiraten soll. Vor der Ankunft will sie mit Tristan deshalb gemeinsam einen Todestrank schlürfen. Doch ihre Dienerin Brangäne tauscht ihn aus gegen einen Liebestrank, der sogleich seine Wirkung entfaltet. Durch den Verräter Melot ertappt Marke das Liebespaar. Tristan wird von Melot schwer verwundet, Kurwenal heilt seine Wunde nicht. Als Isolde eintrifft, ist es für Tristans Rettung zu spät; Isolde stirbt den Liebestod.