"Der Snob": Wie Kaugummi auf glattem Parkett
Theater: In Remscheid überzeugt Gerd Leo Kuck mit „Der Snob“. Thomas Braus verkörperte eine ebenso komische wie tragische Figur.
Wuppertal/Remscheid. Der Tag ist gekommen, an dem Christian Maske sein Leben bilanziert. Die Ernennung zum Generaldirektor soll ein neues Kapitel einläuten, dessen Titel da lautet: "Ich habe es geschafft." Es geschafft, sich aus kleinbürgerlichen Verhältnissen bis in die höchsten Kreise hochzuarbeiten; es geschafft, sich durch Kleidung, Sprache, Habitus und durch das Anhäufen von Vermögen deren Repräsentanten beinahe zum Verwechseln anzugleichen. Aber eben nur beinahe. Denn der vermeintliche Makel der Herkunft klebt an ihm wie ein Kaugummi unter der Schuhsohle, das jederzeit auf dem gesellschaftlichen Parkett haften bleiben und ihn entlarven könnte. Carl Sternheim hat den Protagonisten seiner Komödie "Der Snob" als ebenso komische wie letztlich tragische Figur angelegt - und Thomas Braus verkörpert in Gerd Leo Kucks Inszenierung für die Wuppertaler Bühnen, die jetzt im Remscheider Teo Otto Theater Premiere feierte, diese Ambivalenz meisterhaft. Er gibt den eiskalten Machtmenschen, der seine Geliebte ebenso emotionslos mit einem Scheck abserviert, wie er seine karriere-hinderlichen Eltern abschiebt, und der sich in eitler Selbstverliebtheit an seiner Geld-Macht berauscht. Wie Braus diese Maske demaskiert, wie er bei der kleinsten Verunsicherung in Sekundenbruchteilen seine Aufgeblähtheit in sich zusammenfallen lässt, ist (mal wieder) eine Glanzleistung.