„Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ in Mönchengladbach: Geschlechterkrieg ohne Erbarmen
Glücksfall am Schauspielhaus: So nah am Puls ihrer Figuren hat man an diesem Theater lange keine Darsteller mehr agieren sehen. Edward Albees Stück wurde rundum passend umgesetzt.
Mönchengladbach. Was für ein Stück, was für ein mörderisches Gefecht. Dass Edward Albees "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" schon 45 Jahre alt ist - kaum zu glauben. Ganz heutig wirkt das, wenn man die passenden Schauspieler hat und einen Regisseur, der den aberwitzig-ätzenden Dialogen die Bahn frei hält von überflüssigen Inszenierungsideen. Am Theater Mönchengladbach ist dieser Glücksfall zu bewundern.
Collegeprofessor George (Sven Seeburg) und seine Frau Martha (Ines Krug), die Tochter des Collegedirektors, stecken seit mehr als 20 Jahren in ihrem Ehegefängnis, können vom Krieg gegeneinander nicht lassen. Der neue Lehrer Nick (Christopher Wintgens) und seine junge Frau (Jennifer Kornprobst) stoßen nach einer feucht-fröhlichen Party als späte Gäste auf diese alten Kämpen. Sind sie zunächst nur unfreiwillige Zuschauer der zügellosen Eheschlacht, geraten sie später zwischen die Fronten.
Die Übersetzung von Pinkas Braun hat Regisseur Bruno Klimek (auch zuständig für die unaufwändige Bühne) nur punktuell aufgefrischt. Ansonsten hat er sich auf den Text verlassen, lässt vom Blatt spielen, wie man leichthin sagt. Seine hochzuschätzende Leistung: die Schauspieler dazu gebracht zu haben, jede Schussfahrt dieser emotionalen Achterbahn angstfrei anzugehen. Krug und Seeburg sind großartig.
150 Min., eine Pause, Auff.: 4., 19., 21. April. Tel.: 02166/615100