Kürzungen: Intendantin fürchtet Aus für das Landestheater
In Neuss soll das Rheinische Landestheater in den kommenden Jahren auf 300 000 Euro verzichten. Zudem will die Stadt dem Theater die "Energiebewirtschaftung" übertragen.
Neuss. Der Streit um Kürzungsabsichten der Politik (auch) im Kulturbereich spitzt sich derzeit in Neuss dramatisch zu. Im Mittelpunkt steht das Rheinische Landestheater (RLT), das sich zu etwa gleichen Teilen durch Zuschüsse von Land und Stadt finanziert - insgesamt macht das knapp fünf Millionen Euro aus.
Schon hat der Kulturausschuss die Kürzungsvorschläge der Verwaltung abgesegnet. Demnach muss das Theater 2008 auf etwa 50 000 Euro, im Jahr darauf auf das Doppelte und 2010 auf 150 000 Euro verzichten. Intendantin Ulrike Schanko fasst die Folgen kurz zusammen: "De facto sind die Kürzungen noch sehr viel höher. Kommt das wirklich so, wird es uns 2010 nicht mehr geben", sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung.
Kulturdezernentin Christiane Zangs bedauert die Kürzungen zwar ausdrücklich, steht aber dazu und hält sie im Zusammenhang mit der allgemeinen Haushaltskonsolidierung für vertretbar. Sie hält der Intendantin vor, nicht so konstruktiv wie andere Kulturinstitute eigene Kürzungsvorschläge eingebracht zu haben. Doch Ulrike Schanko kontert, dann habe sie nur Personal auf die Straße setzen können.
Ein weiterer Punkt macht der Theaterleitung zu schaffen: Die Stadt will dem Landestheater, das in einem städtischen Gebäude spielt, nun auch die "Energiebewirtschaftung" übertragen und dazu die Mittel des Jahres 2006 zur Verfügung stellen. Für Schanko birgt das angesichts steigender Energiekosten unkalkulierbare zusätzliche Risiken für das große Haus. "Sollen wir im Winter Wolldecken auslegen oder in der Vorstellung die Scheinwerfer abschalten?", fragt sie.
Die komplizierte Struktur des Landestheaters bedingt außerdem Folgen für das Neusser Haus, die weit über die Kürzungen des städtischen Anteils hinausgehen. Kommt es zu einer Reduzierung der Produktionen, wie von Schanko prognostiziert, lassen sich so auch weniger Inszenierungen verkaufen: ein nicht unwesentlicher Einnahmeposten der vier Landestheater, die laut Vorgabe des Landes reisen und ihre Aufführungen in Städten und Gemeinden ohne eigenes Theater zeigen. Derzeit wird am neuen Spielplan gearbeitet; "auf welcher Grundlage, ist völlig unklar", sagt Ulrike Schanko.
Aufmerksam werden auch in Düsseldorf die Kürzungsabsichten im Neusser Rathaus registriert. Gerade erst hatte die Staatskanzlei zusätzliche Mittel in Höhe von jeweils 160 000 Euro für drei Jahre zweckgebunden für Kinder- und Jugendtheater bewilligt. Dass diese Mittel nur gezahlt werden, wenn "sichergestellt ist, dass andere öffentliche Zuschussgeber ihre Mittel ungekürzt zur Verfügung stellen werden", hat die Neusser Intendantin bereits schriftlich.
Für Samstag, 11.30 Uhr, haben die Mitarbeiter des Rheinischen Landestheaters aus Protest einen Demonstrationszug durch die Neusser Innenstadt angekündigt.