Düsseldorfer Schauspielhaus: "Amerika" - Großäugig, gutherzig und gerecht
„Amerika“ nach Franz Kafka im Düsseldorfer Schauspielhaus.
Düsseldorf. Der Koffer steckt voller Papiere. Sie quillen aus ihm hervor und bedecken den ganzen Boden. An vier Schreibmaschinen produzieren drei Männer und eine Frau Blatt um Blatt. Bis Karl Roßmann aufsteht. Ihn erwartet ein anderes Leben. Er reist bis ans andere Ende der Welt, bis nach Amerika. Doch schon die erste Begegnung mit dem Schiffsheizer zeigt ihm, nicht Recht und Redlichkeit zahlen sich aus. Eine Laufbahn mit Aussicht steht nur dem zu, der die richtigen Beziehungen zu nutzen weiß.
Alexander Müller-Elmau führt diese Beziehungen in seiner Theaterfassung von Franz Kafkas Roman-Fragment "Amerika" nacheinander vor: den Onkel, der Karl Erfolg ohne Sorgen verspricht, doch schon bald enttäuscht von ihm ablässt. Die Oberköchin im Hotel, die den neuen Liftboy zwar protegiert, doch gegen einen Portier, der Roßmann weg haben will, nicht antritt. Und zwei Ganoven, die seine Freunde sein wollen und ihm seine letzten Habseligkeiten aus der Tasche ziehen.
Urs Peter Halter, Wolfram Rupperti und Claudia Eisinger übernehmen in der immer gleichen Büro-Kulisse im Kleinen Haus Rolle um Rolle. Ein Cowboy-Hut hier, ein angeklebter Schnurrbart da - ihr Einsatz ist gekonnt gespielt und zuweilen lustig, aber Tiefe erhalten diese Figuren nicht. Denis Geyersbach gibt Rossmann großäugig, gutherzig, geradeheraus. Im weißen Hemd steht er da und erklärt sein Handeln. Stets optimistisch sucht er seinen Weg, kann aber nicht für sich einnehmen. Gleichgültig folgt man ihm, bis er im Theater von Oklahoma den Ort gefunden hat, wo man jeden aufnimmt.
Inszenierung: zwei von fünf Sternen