Stefan Fischer-Fels: Shakespeare für Noch-Picklige

Stefan Fischer-Fels macht Ernst mit dem Unkonventionellen.

Düsseldorf. Angst vor großen Männern? Die gibt’s hier nicht. Auch wenn sie Shakespeare, Huxley oder von Eschenbach heißen - im Jungen Schauspielhaus erstarrt bei diesen Namen niemand vor Ehrfurcht. Mit zartem Gefühl für das Wort und geradezu anarchischer Freude am Spiel bringt das Team um Stefan Fischer-Fels im Düsseldorfer Stadtteil Rath immer wieder Weltliteratur auf die Bühne. Ob "Parzival" oder "Schöne neue Welt" - den pädagogischen Zeigefinger erhebt hier niemand mehr.

Ein Junge (Sina Ebell), den die Elfenkönigin Titania (Julia Dillmann) mit glitzerndem Feenstaub vor bösen Mächten schützt, eben diesem trachtet ihr Mann, der Elfenkönig Oberon (Christof Seeger-Zurmühlen), nach dem Leben. "Dieses Menschenkind ist ein Problem, denn es hat das Dichter-Gen". Er fürchtet um seine Macht, wenn Willi von ihm in seinen Stücken berichtet. Sein Knecht Puck (Bastian Sierich) soll ihm helfen, den Wortgewandten in ewigen Schlaf zu versetzen - und dann "Good Bye Willi".

Trotz glitzernder Tarnkappe hat der wendige Puck so seine Last, Will ins Feenreich zu bringen. Denn den zieht es zum Theater von Burbage (Stefan Fischer-Fels). Der selbstverliebte Hausherr bietet ihm nur eine kleine Hunde-Rolle, dabei ist "Wuff" und "Wau" so gar nicht sein Niveau. Doch noch ist seine Dichter-Zeit nicht gekommen: Über raue See geht es mit Puck, er trifft den Zauberer Prospero (Alexander Steindorf) und seine Tochter Miranda (Viola Pobitschka), lernt die Liebe kennen und die Angst um einen Freund.

Mit witzigen Ideen wie dem liebestollen Caliban garniert Gerber seine Handlung, die Liebe zum Detail, wie ein über die Bühne sausender Hund auf Rollen, sorgt immer wieder für Lacher. Doch der Überblick über diesen Reigen an Figuren fällt im ersten Teil vor der Pause schwer. Wer gehört zu wem? Wer ist gut und wer böse? Das fordert etwas viel Konzentration von Sechsjährigen, zudem haben sich die Theatermacher mit ihren Liedern wohl eher selbst einen Spaß erlaubt. Ob Kinder mit "The End" von den Doors und Sinatras "My Way" etwas anfangen können? Doch das hervorragende Spiel des Ensembles wird dafür sorgen, dass Puck und Oberon, Titania, Caliban und William Shakespeare für sie nun mehr sind als große Namen.