Komödie: Nur wer begehrt, wird auch selbst begehrt

Umjubelte Premiere von Avery Hopwoods Stück „Der Mustergatte“ in Düsseldorf.

Düsseldorf. Martina (Adisat Semenitsch) weiß, was sie will. Keinen Halbstarken, der die Handbremse zieht, sondern einen ganzen Kerl, der Gas gibt. Weshalb die rassige Dame da ausgerechnet Manni (Marcus Ganser) zum Mann genommen hat, bleibt nach fast zweieinhalb Stunden ein Rätsel - aber irgendwie auch nebensächlich.

Die Hauptsache ist: Die Zuschauer in der Düsseldorfer Komödie wissen, was sie wollen. Und sie bekommen, was sie erfreut: "Der Mustergatte" erntete am Mittwochabend stürmischen Applaus, stehende Ovationen und viele Lacher zwischendurch.

Wie es sich für eine Boulevardbühne gehört, gebühren dem prominentesten Kopf die größten Vorschuss-Lorbeeren: Szenenapplaus gibt’s bei der Premiere zunächst für Peter Fricke.

Dem TV-Star wurde seine Rolle buchstäblich auf den Leib geschrieben: Als Kammerschauspieler Jochen bewegt er sich geschickt zwischen Kunst und Alltag, feingeistigen Shakespeare-Zitaten und wenig charmanten Macho-Ansichten: "Wenn eine Frau nur glücklich und zufrieden ist, weiß sie ja gar nicht, dass sie verheiratet ist".

Der Sprücheklopfer gibt seinem Freund Nachhilfe in Sachen Frauen. Doch auch Manni weiß, was er (nicht) will. Er möchte keine Affäre, keinen Alkohol, keine Aufregung. Er setzt lieber auf Beständigkeit: auf Milch, Manieren und Martina. Dass der Bankdirektor seiner quirligen Frau treu ergeben ist, bringt seinen Goldschatz überhaupt erst auf den Gedanken, mit Gigolo Freddy (Adrian Linke) offensiv Tango zu tanzen: Martina will die Scheidung, weil sie sich langweilt.

Bevor es dem Publikum ähnlich geht, spielt Regisseur Jürgen Wölffer sein Gespür für Situationskomik aus: Das Lustspiel von Avery Hopwood kommt in Schwung, als sich Manni mit Jochens Ehefrau Karin (Christine Schild) verbrüdert, die im Cocktailrausch von der grauen Maus zur mutigen Löwin mutiert.

Wer über etliche Holzhammer-Floskeln hinweg sieht, entdeckt dabei in Ursula Wandaress’ modern eingerichteter Wohnung viele herrliche Szenen, in denen Gerhard Kropps Kostüme das innerliche Lodern spiegeln: Der eigentlich lasterfreie Manni lässt unbeholfen die Hose fallen, trägt ein wildes Flammen-Meer auf dem Slip, reißt in schöner Regelmäßigkeit die Augen auf, verkrampft die Hände oder schraubt den Hals auf doppelte Länge.

Keine Frage: Ganser ist der (Anti-)Held des Abends und belebt die einstige Paraderolle von Heinz Rühmann mit grandioser Gestik. Als Manni leert er die Hausbar und wird am Ende von einer ungeahnten Einsicht erfüllt: Nur wer begehrt, wird auch selbst begehrt.

"Der Mustergatte" dürfte in Düsseldorf einen Sommer lang hoch im Kurs stehen. Das Spiel mit der Eifersucht hat, was Zuschauer wollen: ein gutes Timing und bestens aufgelegte Schauspieler, die die Handbremse lösen und zunehmend Gas geben.

Das Stück läuft in der Komödie an der Steinstraße bis zum bis 28. August, Karten: Telefon 0211/13 37 07

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