Oper: Explosives Gemisch aus Hass, Wut und Trauer

Regisseur Georg Köhl entdeckt für die Wuppertaler Bühnen Händels „Siroe“ wieder.

<strong>Remscheid. Es ist der Tod der Mutter, der Königin, der die Familie zusammenführt. Und es ist ein hochexplosives Gemisch aus Liebe und Hass, Wut und Trauer, Sehnsucht und Verzweiflung, das sich über lange Zeit angesammelt hat und nun entlädt. Völlig zu Unrecht zählt "Siroe" zu den sehr selten gespielten Opern Georg Friedrich Händels. Die Handlung - Macht, Sex und Crime am persischen Königshof vor rund 2500 Jahren - ist mit ihren Intrigen so spannend wie ein Krimi. Sie verbindet den Konflikt um die Thronfolge zwischen König Cosroe, dem Kronprinzen Siroe und dessen jüngerem Bruder Medarse mit einer Liebesgeschichte, an der die als Mann verkleidete Emira und die Mätresse des Königs, Laodice, beteiligt sind. Die Musik ist hochkarätiger Händel. In der Inszenierung der Wuppertaler Bühnen, die am Freitagabend im Teo Otto Theater Remscheid Premiere hatte, setzt Regisseur Georg Köhl Händels musikalische Charakterisierungskunst mit viel Einfühlungsvermögen und Witz in der Entwicklung der Handlung und ihrer Protagonisten um. Er forscht in den Abgründen ihrer Seele, lässt die Charaktere lebendig und glaubhaft erscheinen. Köhl zeigt auf, wie weit Machthunger, blinde Zuneigung und Hass die Menschen treiben kann, in welche inneren Konflikte sie geraten, und findet dafür ausdrucksstarke und anrührende Bilder. Bei ihm siegen nicht Liebe und Barmherzigkeit: Konsequent wird das vermeintliche Happyend als Trugbild entlarvt.

Peter Werner hat dazu ein wunderbares Bühnenbild geschaffen - einen halbrunden Raum, sehr edel und bedrückend zugleich. Hier eskalieren Spannungen, ist Raum für Verrat, Rache und Ränke.

Sänger: 3 von 5 Punkten

Musik: 5 von 5 Punkten