Rheinoper: Martin Schläpfer übernimmt Ballett am Rhein

International renommierter Choreograf wird 2009 Vàmos-Nachfolger.

Düsseldorf. Was für ein Coup: Der neue Ballettchef der Deutschen Oper am Rhein heißt Martin Schläpfer. Mit dem Schweizer Choreografen, der derzeit noch das Ballett in Mainz leitet, traf der Aufsichtsrat der Theatergemeinschaft Düsseldorf-Duisburg eine erstklassige Wahl für die Nachfolge von Youri Vàmos. Schläpfer übernimmt die neue Aufgabe ab der Spielzeit 2009/10 zeitgleich mit dem zukünftigen Intendanten des Hauses, Christoph Meyer.

Mit Schläpfer holte sich die Rheinoper - gegen die Konkurrenz von Essen und Leipzig - den interessantesten klassischen Tanzschöpfer im deutschsprachigen Raum. Der ehemalige Star- tänzer von Heinz Spoerli, der selbst 1991 bis 1996 am Rhein Ballettchef war, hat in den vergangenen sieben Jahren in Mainz ein Ballettwunder geschaffen: Er baute dort nicht nur eine grandiose Truppe auf, sondern schuf ein hochkarätiges Oeuvre.

Für Düsseldorf-Duisburg bedeutet seine Berufung nach 13 unspektakulären Jahren einen ästhetischen Neuanfang. Das Ballett der Rheinoper rückt endlich wieder ins Zentrum des deutschen Ballettgeschehens, wohin es Erich Walter, Paolo Bortoluzzi und Heinz Spoerli geführt hatten, und darf sich internationaler Beachtung sicher sein. Der 48-Jährige ist eine Choreografenpersönlichkeit mit großer Perspektive. "Wir können stolz sein, ihn überzeugt zu haben, sich den Rhein Richtung Mündung aufwärts bewegt zu haben", deutete Oberbürgermeister Joachim Erwin die langwierigen Verhandlungen an. "Mit ihm wird eine neue Ära beginnen", sagte Erwin siegesgewiss. Schläpfer fühlte sich "leicht euphorisiert", was bei seiner etwas schwerfälligen Schweizer Natur schmunzeln ließ. Den Abschied von Mainz erklärte er mit einem "Instinkt, sich nach zehn Jahren zu verändern."

Ob der hoffnungsvollen, neuen Direktion verfügt das Ballett ab der Spielzeit 2009/10 über ein erhöhtes Budget. Künftig wird es drei Premieren geben. Über erste Ideen für die neue Wirkungsstätte möchte Schläpfer noch nicht sprechen: "Meine erste Aufgabe ist es, von innen heraus zu arbeiten, ein Team und eine Compagnie zu bilden." Er werde "natürlich Tänzer aus Mainz mitbringen, das vorhandene Personal aber sehr sorgfältig behandeln". Wichtige Choreografen will er einladen und vor allem selbst kreieren. Problematisch scheint für Schläpfer, der ein Schöpfer hochsensibler Deutungen von Musik ist (Mozart, Schubert oder Beethoven bis zu Lachenmann und Lutoslawski), dass es am Rhein eine große Tradition des klassischen Handlungsballetts gibt. "Ich muss mir treu bleiben, aber auch integrieren."