Tanzshow: Wenn Salsa auf Artistik trifft
„Balé de Rua“ aus Brasilien präsentiert einen Mix aus Rhythmus und Körperbeherrschung.
Köln. "Es war Liebe auf den ersten Blick", sagt Sandra Maria Gabriel und strahlt dabei. Doch die 30-Jährige meint nicht einen schönen Mann, sondern die Tanzcompagnie "Balé de Rua". Begonnen hat für Sandra Maria Gabriel alles mit dem Traum vom professionellen Tanz.
Doch zunächst musste sie sich als Maniküre, Babysitter und Putzfrau durchschlagen. Als sie sechzehn Jahre alt war, hat sie "Balé de Rua" erstmals bei einem Festival gesehen und prompt war es um sie geschehen. Danach tat sie alles, um Mitglied der Truppe zu werden.
Inzwischen ist Sandra Maria Gabriel seit 14 Jahren bei "Balé de Rua" und freut sich auf das erste Gastspiel der Truppe in Deutschland. Im Gepäck haben sie ihr neues Stück "The Beats from Brasil", das die Klangwelt mit der Geschichte des südamerikanischen Landes zu einem mitreißenden Cocktail vermengt.
Der Abend lebt von einer überwältigenden körperlichen Unmittelbarkeit. 14 Tänzer und Sandra Maria Gabriel als einzige Tänzerin jagen ihre durchtrainierten Körper durch die musikalischen Welten von Salsa, Breakdance oder Capoeira, eines getanzten Zweikampfs. Dabei paart sich überschäumendes Temperament mit Bewegungen, die ans Artistische heranreichen.
Doch "The Beats from Brasil" ist kein rhythmisches l’art pour l’art. "Balé de Rua" verarbeitet in seiner Choreographie auf spielerische Weise die Geschichte Brasiliens. Ruderbewegungen oder Auftritte in Ketten deuten die Sklaverei an, ein Tanz mit Schüsseln erinnert an die Minenarbeit, es wird auf Religionsbräuche angespielt - doch immer leichtfüßig und eingewoben in ein von Klang und Rhythmus getragenes Gewebe des Tanzes.
"Balé de Rua", das schlicht Ballett der Straße bedeutet, existiert seit 17 Jahren. Beheimatet sind sie in der brasilianischen Industriestadt Uberlandia. Angefangen haben sie wie viele Gruppen in Brasilien als Straßentänzer, die sich nach der Arbeit trafen. Doch Choreograph Marco Antonio Garcia und sein Team wollte mehr. Sie entwickelten neue Stile zwischen brasilianischen Tänzen, HipHop und Breakdance. So entstand die Compagnie, die inzwischen weltweit auftritt.
Garcia gliederte seine Truppe auch einer Schule als Nachwuchszentrum an. 300 Schüler werden dort kostenlos im Tanzen unterrichtet. Das sei zwar kein Ersatz für eine Berufsausbildung, sagt Garcia, doch es hole die Jugendlichen von der Straße, von Drogen und Alkohol weg.