Zehelein: Theater müssen offensiver werden
Erfurt (dpa) - Die Theater und Orchester müssen nach Ansicht des Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, Klaus Zehelein, offensiver ihre Rolle in der Gesellschaft vertreten. „Es sind Orte, die unverzichtbar sind“, sagte Zehelein auf der Jahreshauptversammlung in Erfurt der Nachrichtenagentur dpa.
Zehelein ist am Abend in seinem Amt wiedergewählt worden, teilte der Bühnenverein mit. Er ist seit 2003 Präsident des Deutschen Bühnenvereins.
Zehelein sagte, Erinnerungsarbeit als Vergegenwärtigung und als Option für die Zukunft habe in der Gesellschaft momentan wenig Raum. „Auf unseren Bühnen und Podien werden Modelle des Lebens durchgespielt - Scheitern, Hoffnung, Liebe, Solidarität.“ Wo könnten Menschen dies sonst noch gemeinsam erleben, fragte Zehelein. „Wir alle müssen begreifen, dass Kommunen die Lernfelder der Demokratie sind.“
Zehelein warnte davor, Kunst trotz aller wirtschaftlichen Zwänge an „Effizienz, sprich Quote“, zu messen. Bis Samstag diskutieren in der Erfurter Oper bis zu 300 Intendanten, Verwaltungsdirektoren und Kulturdezernenten über die Zukunft von Schauspiel, Oper, Tanz und Konzert in Deutschland. Dem Bühnenverein gehören rund 140 Theater und Opern in öffentlicher Hand an sowie etwa 100 Sinfonie- und Opernorchester und 70 Privattheater.
Zehelein schätzt die Situation der Spielstätten in Deutschland sehr unterschiedlich ein. Es gebe Theater und Orchester, die gut dastünden, andere, die sich stark mit Kürzungen auseinandersetzen müssten. „Wir setzen sehr auf den sich abzeichnenden wirtschaftlichen Aufschwung.“ Deutschland habe weltweit noch immer die größte Theater- und Orchesterdichte.
Wichtig sei es, dass die Theater in der Kommune und der Region fest verankert seien. Die öffentliche Hand trage heute rund 80 Prozent der Kosten. Einen Weg, um die Strukturen zu erhalten, sieht der Bühnenverein in der gemeinsamen Trägerschaft von Theatern und Orchestern durch mehrere Kommunen, wie etwa beim Schleswig-Holsteinischen Landestheater. „Das Schwierigste ist, Kommunen für so eine Kooperation zu gewinnen“, sagte Zehelein. „Das heißt, sie zahlen nicht nur, sondern identifizieren sich mit dem Haus und wirken gleichberechtigt bei Entscheidungen mit.“ Kritisch sieht Zehelein das Theatermodell Meiningen-Eisenach: Zwei Häuser, ein Intendant. Eisenach müsse mehr werden als „ein Anhängsel“.