Literatur Düsseldorfer Bürger singen "Loreley" zu Heinrich Heines Geburtstag
Düsseldorf · Das Heine-Institut feierte das 221. Wiegenfest seines Namenspatrons mit Glückwunsch-Hotline, Ständchen und fiktivem Interview.
Das Heine-Institut hat am Donnerstag den 221. Geburtstag seines Namenspatrons Heinrich Heine gefeiert. Von 11-12 Uhr wurde eine Telefonhotline eingerichtet, unter der dem berühmten Dichter gratuliert werden konnte. Die Zahl der Anrufe war so hoch, dass nicht jeder Gratulant seine Glückwünsche übermitteln konnte. Wem es gelang, der hörte, wie Heinrich Heine sich höchstpersönlich am Telefon meldete. Der Schauspieler Thomas Karl Hagen ist in die Rolle des Poeten geschlüpft und bedankte sich mit höflichen Anreden, Briefzitaten und Gedichten wie „Sie saßen und tranken am Teetisch“ aus dem berühmten „Buch der Lieder“, in dem sich Angehörige einer höheren Gesellschaft über die Liebe unterhalten. Die Gratulanten, darunter vorwiegend ältere Damen, riefen aus ganz Deutschland an, etwa aus Berlin, Heidelberg, Kiel oder Rostock, sagte die Leiterin des Heine-Instituts Sabine Brenner-Wilczek. Die hohe Resonanz auf die Heine-Hotline erklärt Brenner-Wilczek damit, dass gerade in Zeiten der Digitalisierung die Sehnsucht nach exklusiven persönlichen Ansprachen wachse.
Düsseldorfer Bürger singen zu Heines Ehrentag seine „Loreley“
Um 17 Uhr ging die Geburtstagsfeier für den Dichter, Journalisten und Verfechter der Demokratie mit einer Premiere weiter: dem Loreley-Projektchor. Rund 40 Menschen fanden sich vor dem Heine-Institut ein, um später vor dem etwa 200 Meter entfernten Maxhaus Heines weltbekanntes Lied von der Femme fatale auf dem Rheinfelsen anzustimmen. Unter der Leitung des Musikers und Schauspielers Karsten Lehl von der Robert Schumann Hochschule sangen die Teilnehmer unter Laternenlicht in der Kälte alle drei Strophen von „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“. Eva Zeidler nahm deswegen am Mitmach-Chor teil, weil sie am selben Tag wie Heine ihren 71-jährigen Geburtstag feierte. Schon seit Jahren pflegt sie das Ritual, mit dem Dichter zusammen ihr Wiegenfest zu zelebrieren. „Die Idee, die Leute mit der ‚Loreley’ zusammenzuführen, finde ich originell. Das Lied ist so bekannt, dass es jeder singen kann.“ Auch Klaus Müller (70), der seit über 40 Jahren Mitglied der Heine-Gesellschaft ist, findet das Loreley-Chor-Projekt fabelhaft: „Man bekennt sich zu Heine.“
Nach dem Gesang wanderten die „Geburtstagsgäste“ zum Heine-Denkmal von Bildhauer Bert Gerresheim in der Parkanlage „Schwanenmarkt“, wo Karsten Lehl das Gedicht „Die Nacht auf dem Drachenfels“ rezitierte, in dem Heine eine mit Burschenschaftlern patriotisch durchwachte Nacht mit Ironie zunichte macht. Das lyrische Ich nimmt sich Schnupfen und Husten mit nach Hause.
Die Geburtstagsfeier wurde im Heine-Institut mit Glühwein, Tee, Kaffee und Lebkuchen fortgesetzt. Anschließend wurde ein fiktives Film-Interview präsentiert, das Martin Roos mit dem Dichter - wieder gemimt von Thomas Karl Hagen - führte. Der Autor, Journalist und Schatzmeister des Heine-Instituts befragte Heine knapp sechs Minuten lang zum aktuellen Zeitgeschehen, worauf dieser mit seinen eigenen Aussagen aus dem 19. Jahrhundert antwortete. Auf die Frage „Was halten Sie von Donald Trump?“ entgegnete der Meister der spitzen Zunge: „Es ist unglaublich, wie in so einem kleinen Köpfchen eine solche Masse an Unwissenheit stecken kann.“ Eine pfiffige Idee, die deutlich machte, wie aktuell Heine auch heute noch ist.
Zum Abschluss rezitierten Karsten Lehr und Schauspielerin Nina Sträter noch Heine-Verse. Der echte Heine hätte sich bestimmt geehrt gefühlt.
Info: Weiteres Programm rund um Heines Geburtstag: Am 15.12. findet um 15 Uhr ein poetisches Wanderkonzert im Heine-Institut statt. Am 16.12. veranstaltet das Heine-Institut eine Lesung rund um die Frauen der Heine-Familie. Weitere Informationen unter: