Kultur Mehr als 3000 Fotos für den Kunstpalast

Düsseldorf · Das Museum im Düsseldorf Ehrenhof erhält die Bestandssammlung der Berliner Galerie Kicken. Sie gilt als eine der wichtigsten in Europa.

Kommt aus Berlin in den Düsseldorfer Kunstpalast: Eadweard Muybridge (1830–1904), Animal Locomotion, Females (Nude), Plate 81, Ascending and incline with a bucket of water in each hand; from: Animal Locomotion, An Electro-Photographic Investigation of Consecutive Phases of Animal Movements, 1872–1885 (Abzug ca. 1887.

Foto: Muybridge/Kunstpalast

Der Düsseldorfer Stadtrat hat am Donnerstag einen großen Ankauf beschlossen: 3039 Fotografien werden bald Eigentum des Kunstpalast. Das Museum kauft 1823 Arbeiten aus der Sammlung der Berliner Galerie Kicken, weitere 1216 Fotografien schenkt Annette Kicken dem Haus. Experten schätzen den Gesamtwert der Bilder auf einen Millionenbetrag im niedrigen zweistelligen Bereich. „Die Fotografie als das bedeutendste Bildmedium des 20. Jahrhunderts ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit von Museen. Diese Erwerbung ermöglicht der städtischen Kunstsammlung, eine wesentliche Lücke in ihren Beständen zu schließen“, sagte Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalast.

Die Liste der Fotografien ist so beeindruckend, wie sie lang ist. Zu den Künstlern, deren Werke bald im Kunstpalast sein werden, zählen Bernd und Hilla Becher, Robert Capa, Horst P. Horst, Lázsló Moholy-Nagy und Lucia Moholy, Helmut Newton, Man Ray, August Sander, Otto Steinert und Edward Weston. Das Konvolut beinhaltet Originalabzüge („Vintage Prints“), von den Fotografen selbst angefertigte, autorisierte spätere Abzüge sowie Portfolios und Alben.

Eines der Werke, das bald dem Kunstpalast gehört: Edward Weston (1886 – 1958), Shell, 1927 (Abzug 1946 von Cole Weston vom Originalnegativ).

Foto: Center for Creative Photography, Arizona Board of Regents

Die mehr als 3000 Arbeiten gehen zurück bis in die Anfänge der Fotografie. Allein 540 Werke stammen aus dem 19. Jahrhundert. Weitere Schwerpunkte der Sammlung sind Neues Sehen/Neue Sachlichkeit (1001 Werke), die Bauhaus-Fotografie (194), die Subjektive Fotografie (214) und die New-Topographics-Autorenfotografie (342). Der überwiegende Teil stammt von Fotografen aus Europa und den USA.

Die Öffentlichkeit wird die Fotografien voraussichtlich erstmals 2020 sehen. Bevor die ständige Sammlung des Kunstpalast wiedereröffnet wird, soll es eine Schau geben, in der eine Auswahl der nun erworbenen Werke verdeutlichen und erläutern soll, was nun dauerhaft in Düsseldorf beheimatet ist. Anschließend wird Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalastes, die Fotografien nicht isoliert zeigen, sondern mit Werken aller Gattungen verbinden. Das ist auch der ausdrückliche Wunsch von Annette Kicken: „Ich freue mich außerordentlich, insbesondere für meinen verstorbenen Mann, dass mit dem Kunstpalast ein Ort für die Bestandssammlung unserer Galerie gefunden werden konnte, an dem die Fotografie als gleichberechtigtes künstlerisches Medium behandelt wird. Es war immer unser Anliegen, dass die Künste einer Epoche gemeinsam miteinander präsentiert werden und somit die gegenseitigen Einflüsse veranschaulicht werden können.“

Der Kunstpalast in Düsseldorf erhält eine bedeutende Fotosammlung.

Foto: Stefan Ahrend LVR

Die Sammlung, die nun an den Kunstpalast übergeht, haben Rudolf und Annette Kicken über mehrere Jahrzehnte zusammengestellt - auch deshalb gilt sie als eine der wichtigsten in Europa. Als Rudolf Kicken 1974 mit Wilhelm Schürmann seine Galerie eröffnete, war Fotografie noch nicht als Kunstrichtung etabliert. Dass sich das geändert hat, ist auch der Galerie selbst zu verdanken, die zahlreichen Ausstellungen und Publikationen auf eine Ebene mit Malerei, Bildhauerei und Graphischen Arbeiten gehoben haben.