Musikkolumne Drei Musikmagazine vor dem Aus - Das Ende der Popmusikzeitschriften?

Düsseldorf · In der heutigen Musikkolumne schreibt Miguel Passarge über drei Musikzeitschriften, die ab dieses Jahr nicht mehr erscheinen werden.

Kolumnist Miguel Passarge.

Foto: Judith Michaelis

So etwas hat es in der deutschen Pophistorie noch nicht gegeben: gleich drei wichtige und einflussreiche Musikzeitschriften wurden oder werden in diesem Jahr eingestellt. Die Bestürzung in der Szene ist groß. Ja, die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten. Aber dass es jetzt so schnell geht und die mitunter Besten trifft, hätte man nicht für möglich gehalten.

Für den jungen hippen Indie -& Electro-Hörer war die Intro das bevorzugte Magazin. Die Zeitschrift wurde deutschlandweit kostenlos vertrieben und so war der Pop überall präsent, überall ein Thema.

Die Spex hat einen etwas elitäreren Ansatz, sie richtet sich an ein intellektuelles Publikum. Vor allem in den 80er und 90er Jahren waren beispielsweise Album-Rezensionen oft eigenständige Kunstwerke, man konnte froh sein, wenn zu verstehen war, um was es ging oder überhaupt die Musik des betreffenden Albums besprochen wurde. Die Spex trug lange den Untertitel „Musik zur Zeit“, die Redaktion dachte am Ende aber immer spartenübergreifender, es ging um Mode, Kunst und den Film.

Die Groove war das wichtigste Periodikum in Deutschland im Bereich Techno, House und Elektronische Musik. Dreißig Jahre existierte es und begleitete somit die gesamte Hochzeit der Club -und Ravekultur ab den 90er Jahren in unserem Land. Der ganze „elektronische Lebensstil“ wurde in der Groove abgedeckt, vom Gaming über das Clubbing, von der Streatwear bis zum Design.

Können Online-Portale und Musikblogs die bewährten und einflußreichen Print-Magazine ersetzen? Finden in Zukunft die Gedanken zur Welt des Pop Platz in kurzen Facebook-Postings oder mit Hashtags angereicherten Instagram-Pics? Klar, Pop ist Zeitgeist, und der Zeitgeist ist immer flüchtig. Pop ist wandlungsfähig und wird sich auch in Zukunft seine Wege in unser Leben und unsere Gedanken suchen. Aber ein Stück liebgewonnene Kultur bleibt mit dem Verschwinden des gedruckten Musikjournalismus auf der Strecke.