Kunst Ai Weiwei kommt nach Düsseldorf
Düsseldorf · Die Kunstsammlung NRW hat für das nächste Jahr noch weitere Ausstellungs-Coups gelandet. So wird der Literatur-Weltstar Karl Ove Knausgard eine Schau zum norwegischen Maler Edvard Munch kuratieren.
Die Chefin der Kunstsammlung NRW Susanne Gaensheimer hat am Donnerstag das Jahresprogramm für 2019 vorgestellt. Die NRW-Landesgalerie wartet gleich mit drei Highlights auf. Ab Mai wird der chinesische Kunst-Weltstar Ai Weiwei in beiden Häusern der Kunstsammlung, im K 20 als auch im K 21, ausstellen. Die Schau unter dem Motto „Everything is art. Everything is politics“ („Alles ist Kunst, alles ist Politik“) ist seine bislang größte in Deutschland. Sie liefert einen Überblick über sein Schaffen in den letzten zehn Jahren und zeigt seine Werke aus den 1980er Jahren, als er sich durch die Begegnung mit westlichen Kunstströmungen zum Konzeptkünstler entwickelte. Gaensheimer hält Ai Weiwei für einen der radikalsten politischen Künstler unserer Zeit. Beide hatten bereits auf der Biennale in Venedig 2013 zusammengearbeitet.
Im Mittelpunkt stehen zwei große Rauminstallationen im K 21. „Straight“ besteht aus 164 Tonnen Stahlträgern, die der chinesische Künstler nach dem Erdbeben von Sichuan 2008 aus eingestürzten Schulgebäuden gesammelt und wieder geradegebogen hat. Ein Kommentar zu Missständen der chinesischen Bauwirtschaft. In „Sunflower-Seeds“ (2010) erstrecken sich über fast 800 Quadratmeter 100 Millionen handgefertigte und individuelle bemalte Sonnenblumenkerne aus Porzellan. Hier beleuchtete der chinesische Künstler die Rolle des traditionellen Handwerks im Zeitalter der Massenproduktion. Gaensheimer will mit dem umstrittenen Ai Weiwei bewusst Diskussionen auslösen, zugleich auch die Zusammengehörigkeit der beiden Ausstellungshäuser demonstrieren.
Der norwegische Literatur-Weltstar Karl Ove Knausgård kuratiert Edvard Munch
Der nächste Coup: Der norwegische Literatur-Weltstar Karl Ove Knausgård wird im Oktober eine Ausstellung von Edvard Munch kuratieren. Der Autor, der mit seinem sechsbändigen, autobiographischen Roman-Projekt „Min kamp“ („Mein Kampf“) weltberühmt wurde, hat aus dem Archiv und dem Kunstdepot des Osloer Munch-Museums etwa 130 Gemälde, Papierarbeiten und Skulpturen ausgewählt und ergänzt sie mit Leihgaben aus internationalen Museen. Mit Werken, die noch nie oder selten gezeigt wurden, will Knausgård bislang „unbekannte“ Seiten seines Landsmannes offenbaren.
Den dritten Höhepunkt bildet die sogenannte Mid-Career-Ausstellung des Künstlers und Musikers Carsten Nicolai im K 21 im September. Der 53-Jährige Biennale- und Documenta-Teilnehmer macht in großen Installationen naturwissenschaftliche Phänomene erfahrbar, etwa Klang- und Lichtfrequenzen oder elektromagnetische Felder. Seit 2005 (in der Frankfurter Schirn) gab es zu Nicolai keine Überblicksausstellung mehr.
Außerdem präsentiert das K 21 im Februar den britischen Pionier der digitalen Medienkunst Ed Atkins, von dem die Kunstsammlung jüngst auch ein Werk erworben hat. In seinen Videos kreiert er Avatare und künstliche Lebenswelten und hinterfragt damit die Auswirkung von Technologien auf den menschlichen Alltag.
Noch unbekannter, obwohl bei der Documenta in Athen vertreten, ist die türkische Künstlerin Banu Cennetoğlu. Ihre Arbeiten, in denen sie mit Fotos, Drucksachen und auch Texten experimentiert. Sie wird ab Juli im K 21 zu sehen sein.
Susanne Gaensheimer möchte aber auch den Kontakt zur Düsseldorfer Kunstszene stärken. Dementsprechend zeigen die Absolventen der Kunstakademie unter dem Titel „Planet 58“ ab Februar aktuelle Werke im K 21. Das Kooperationsprojekt ist auf drei Jahre angelegt.
Nicht zuletzt zeigt die Gesellschaft der Freunde der Kunstsammlung anlässlich ihres 50. Geburtstags ab Juni alle Kunstwerke, die sie für die Landesgalerie erworben hat.
Mit den Restmitteln des Landeshaushalts konnte Susanne Gaensheimer aber auch mehr als ein Dutzend neue Kunstwerke erwerben, darunter 5 Arbeiten der kubanisch-US-amerikanischen Künstlerin Carmen Herrera, 3 Werke der libanesischen Malerin Etel Adnan und 2 Arbeiten des Düsseldorf Malers Ulrich Erben. Für das kommende Jahr hat die Kunstsammlung eine festen Ankaufsetat angemeldet. Für das Schmela-Haus, für das die Kunstsammlung momentan horrende Monatsmieten zahlen muss, gebe es bereits Ideen, diese seien aber noch nicht spruchreif, so Gaensheimer.