Der Flughafen als Filmset
Dreharbeiten: In Düsseldorf entsteht derzeit der Film „Satte Farben vor Schwarz“ mit den Stars Senta Berger und Bruno Ganz.
Düsseldorf. "Na, das ist doch...?" "Geht da nicht - Senta Berger?" Einige Menschen am Düsseldorfer Flughafen staunten gestern vormittag nicht schlecht, als die Schauspielerin mit ihrem Kollegen Bruno Ganz durch die Abflughalle schlenderte, dicht gefolgt von einer Kamera. Das eigentlich Bemerkenswerte war jedoch, dass kaum jemand davon Notiz nahm, so unbemerkt riegelte das Filmteam die Szene ab, ohne Absperrungen, ohne laute Durchsagen.
Am Flughafen und in einem Wohnhaus am Rand von Düsseldorf entstehen bereits seit zwei Wochen Teile des Kinofilms "Satte Farben vor Schwarz". Der Debütfilm von Sophie Heldmann erzählt von einem älteren Ehepaar Anita und Fred, gespielt von Senta Berger und Bruno Ganz, die seit 50 Jahren zusammen sind. Doch Fred ist krank und verheimlicht das seiner Familie. Nur Anita weiß von der Krankheit. Ist das Freiheit oder Realitätsverweigerung? Das ist eine Frage, die der Film stellen will. Aber es geht auch um Wendepunkte im Leben, denen sich eine langjährige Liebe stellen muss.
Ein Abschied beherrscht auch die Szene am Flughafen: Sohn Patrick (Barnaby Metschurat) fliegt zurück nach Südafrika, wo er lebt. Ein Abschied für immer vom Vater? Mutter Anita verdrückt ein Tränchen - erstaunlich, wie Senta Berger das auf Knopfdruck in der rummeligen Atmosphäre vor Terminal B hinbekommt.
Dann geht es husch-husch zur Pressekonferenz. Zeit gibt es am Filmset nicht zu verschenken. Vorher müssen die beiden Stars aber noch einmal in die Maske. Der Schweizer Bruno Ganz ("Der Untergang", "Der Vorleser") gibt sich im anschließenden Gespräch wortkarg und antwortet auf die Frage nach seiner Rolle nur: "Ich beschreibe meine Figuren nicht." Senta Berger dagegen erzählt freimütig, dass das gute Drehbuch sie an dem Projekt überzeugt habe: "Man kann es spielen wie eine Partitur." Schon in den vergangenen Jahren habe sie ausschließlich mit jungen Regisseuren gedreht und das genossen: "Man profitiert sehr stark voneinander."
Überhaupt sei sie in einem Alter, in dem ihr die Jugend sehr nah ist. Mit ihrem strahlenden Lächeln nimmt man ihr das sofort ab. "Ich war lange Zeit die Kleinste und jetzt bin ich oft die Älteste am Set: Ich fühle mich aber immer noch genauso", gesteht die 67-Jährige und wirkt kein bisschen kokett.
"Man muss ganz bei sich sein", erzählt Senta Berger dazu, wie sie sich einer Rolle nähert. "Figuren, die ich nicht verstehe, kann ich nicht spielen." Trotzdem sei sie niemand, der sich komplett in einer Figur verliert: "Ich lege die Rolle abends ab und mache Abendbrot." Im Fernsehen ist sie zurzeit als Ermittlerin in der ZDF-Reihe "Unter Verdacht" präsent.
Auf die Debatte um das Fernsehen angesprochen, forderte sie generell von den öffentlich-rechtlichen Sendern mehr Qualität und dass die über Gebühren finanzierten Anstalten "keine Werbung zu machen brauchen: Das sollte man verbieten". Dann war die Zeit schon um, die Darsteller müssen wieder vor die Kamera. Der Trubel am Düsseldorfer Flughafen nimmt davon keinerlei Notiz.