Thriller: Dublicity - Spionage ist Vertrauenssache
In „Dublicity“ tricksen sich Julia Roberts und Clive Owen als Agenten gegenseitig aus – um ihre Beziehung zu retten.
Düsseldorf. Wenn die Liebe sich einklinkt, sind selbst die hartgesottensten Geheimagenten verwundbar. Zwischen Claire Stenwick (Julia Roberts) und Ray Koval (Clive Owen) sprühen die Funken schon, bevor die ersten Worte gewechselt sind. Beide wissen vom jeweils anderen, dass er ein Spion ist. Allerdings denken beide auch, ihre eigene Tarnung sei sicher. Was fatal ist, vor allem für Ray, der seine Hormone nicht ganz so resolut im Griff hat wie Claire.
Nach der ersten Nacht wird es auf jeden Fall er sein, der ausgeknockt auf dem Bett liegt, während sie mit einer Aktentasche das Hotelzimmer verlässt. Die Mission hat sie erfüllt. Ihren Augen merkt man allerdings die Niederlage an, die ihre Gefühle ihr gerade zufügen.
Jahre später sehen sie sich wieder. In New York. Beide haben den Staatsdienst quittiert, um Industriespionage zu betreiben. Logisch, denn das Risiko für Körper und Leben ist geringer und das Gehalt umso üppiger. Die Konzerne, für die sie arbeiten, sind Kosmetikgiganten, direkte Konkurrenten, die Bosse verfeindet bis aufs Blut.
Claire ist Sicherheitskoordinatorin von Howard Tully (Tom Wilkinson), Ray Undercover-Spitzel im Unternehmen von Dick Garsik (Paul Giamatti). Tully plant, ein bahnbrechendes, alles veränderndes Produkt auf den Markt zu bringen. Garsik will ihm zuvorkommen. Dafür müssen Ray und Claire ihre schmerzhafte Vergangenheit beiseite räumen und an einem Strang ziehen. Denn Claire arbeitet als Doppelagentin und ist Rays Schlüssel zu Tully.
Tony Gilroy, dem mit seinem Regiedebüt "Michael Clayton" im vergangenen Jahr ein Meilenstein des Thrillergenres gelungen ist, bewegt sich mit dem Nachfolger auf völlig neuem Terrain. Trocken und süffisant perlen hier die Dialoge, ganz anders, als in den düsteren, humorbefreiten Untiefen der "Bourne-Trilogie", die Gilroy als Drehbuchautor für die Leinwand adaptiert hat.
"Duplicity" ist einer dieser typischen Filme, in denen unzählige doppelte Böden die Handlung immer wieder aufsprengen, es ist allerdings auch einer der ganz wenigen Filme dieser Sparte, der es schafft, trotz all seiner Fallstricke nachvollziehbar zu bleiben und trotzdem nicht zu langweilen.
Intelligent gaukelt Gilroy seinen Zuschauern vor, einer launigen Jagd auf so etwas wie den heiligen Gral der Kosmetikbranche beizuwohnen, während eigentlich das amouröse Verhältnis seiner beiden Helden die Hauptrolle spielt. Immer wieder lässt er Claire und Ray das Spannungsfeld zwischen gebotener Vorsicht und notwendigem Vertrauen durchschreiten.
Dabei ist sie, wie auch schon bei der allerersten Begegnung, immer einen winzigen Schritt voraus. Der Beruf hat die beiden hellhörig werden lassen, überall wünschen sie sich ein Netz, das sie auffängt, obwohl sie eigentlich sicher sind, sich fallen lassen zu können. Man muss kein Agent gewesen sein, um dieses Dilemma zu verstehen.