Leonardo DiCaprio: „Ich bin stolz auf mein Land“
Im Interview spricht Leonardo DiCaprio über seinen neuen Film, der ab morgen zu sehen ist.
Hamburg. Für das Interview hat Leonardo DiCaprio sich mal in Schale geworfen: dunkelblauer Anzug, dazu ein hellweißes, offenes Hemd. Smart sieht er aus, fast weltmännisch - gar nicht mehr so jungenhaft wie sonst. Nun, es ist auch ein besonderer Tag: seit wenigen Stunden steht fest, dass Barack Obama die Präsidentschaftswahl gewonnen hat.
DiCaprio: Natürlich! Und wie! Ich habe gerade eine Rede von Martin Luther King gehört, darin hieß es: "Man soll jemanden aufgrund der Tiefe seines Charakters beurteilen, nicht nach der Farbe seiner Haut." Ich bin so stolz auf mein Land, dass es genau das getan hat.
DiCaprio: Ja, das ging von mir aus. Etwa anderthalb Monate vor der Wahl wollten wir darauf aufmerksam machen, dass der Stichtag für die Registrierung zur Wahl näher rückt. Das ist nur einer der verwirrenden Punkte in unserem derangierten Wahlsystem, das hoffentlich auch bald geändert wird!
DiCaprio: Ja, so ziemlich. Alle waren Feuer und Flamme. Wir sind fast wie eine Armee angetreten, um zur Wahl aufzurufen. Jetzt ist es geschafft! (wirft die Arme hoch und lacht übers ganze Gesicht.)
DiCaprio: Darauf weiß ich keine Antwort. Aber die neue Regierung ist ganz klar gegen den Krieg, und das wird einige Änderungen mit sich bringen wird. Jedenfalls hat er in den Fernsehdebatten geäußert, dass Obama die Truppen im Irak abziehen will.
DiCaprio: Wir porträtieren darin die Unzulänglichkeiten der amerikanischen Politik. Aber wir haben uns der üblichen Klischee-Einteilung in "gute Jungs, böse Jungs" verweigert. Stattdessen haben wir das gesamte Spektrum der Beteiligten diffamiert. Alle sind schlecht, niemand ist frei von Schuld. Bei uns ist der Krieg rau, verwirrend und chaotisch.
DiCaprio: Nun, ich habe viele Gespräche mit Agenten vor Ort geführt. Sie haben mir gesagt: Du bist immer ein Außenseiter. Als Nicht-Araber fällst Du auf der Straße auf, als hättest Du Mickey- Mouse-Ohren. Um sich also der Umgebung so gut wie möglich anzupassen, sollte man sich einen Bart wachsen lassen, und Bart, Augenbrauen und Haar mit Schuhcreme dunkel färben.
DiCaprio: Gedreht haben wir ja in Marokko, das muss für Hollywood immer als der Mittlere Osten herhalten. Auf jeden Fall bin ich sehr fasziniert von dieser Rregion. Ich würde gern mehr über die Kulturen, Menschen und Geschichte wissen. Leider habe ich noch keine Gelegenheit gehabt, dorthin zu reisen.
DiCaprio: Schwierige Frage. Ich glaube, dass "Der Mann, der niemals lebte" meine politischen Ansichten widerspiegelt. Ich halte mich für einen Patrioten, obwohl ich nicht alles für richtig halte, was mein Land so tut. Andererseits bin ich nur ein Schauspieler, der eine Rolle verkörpert, während es Leute gibt, die ihr Leben wirklich riskieren und dabei großen Mut beweisen. Ich selbst könnte das nicht, umso mehr respektiere ich alle, die das können.
DiCaprio: "Titanic" war der erfolgreichste Film aller Zeiten. Angesichts dieser Tatsache war mir schon klar, dass dieser Film immer ein Teil von mir und meinem Image sein wird. Wenn man eine lange Zukunft in der Filmindustrie haben und sich als Schauspieler weiter entwickeln will, dann nimmt man so einen Film als große Ausnahme hin und geht danach einfach seinen Weg weiter. Ich bin nach wie vor stolz auf diesen Film, und dass er Geschichte geschrieben hat.
DiCaprio: Kate und ich haben es geschafft, seit "Titanic" Freunde zu bleiben. Für mich ist sie die großartigste Schauspielerin ihrer Generation. Sie allein wäre schon Grund genug gewesen, um hier mitzumachen - aber die Story war auch noch großartig.
DiCaprio: Um ein Ehepaar. Kate und ich haben schon viel über "Revolutionary Road" diskutiert. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass das Paar, das wir spielen, Jack und Rose aus "Titanic" sein könnten - allerdings nach ihrer Hochzeit und dem Umzug in einen beschaulichen Vorort. (lacht) Wir spielen, was mit ihnen und ihrem Leben passiert, wenn die Realität sie erstmal einholt.