Ausstellung in Berlin: Ai Weiwei hofft auf Ausreise

Berlin (dpa) - Der chinesische Künstler Ai Weiwei prangert in einer großen Ausstellung in Berlin Menschenrechtsverletzungen, Willkür und Korruption in China an.

Ausstellung in Berlin: Ai Weiwei hofft auf Ausreise
Foto: dpa

Unter dem Titel „Evidence“ (Der Beweis) zeigt der 56-jährige Regimekritiker im Martin-Gropius-Bau zahlreiche spektakuläre Installationen, die sich mit den Auswirkungen des kommunistischen Systems auf die Menschen auseinandersetzen.

In einer Video-Botschaft kündigt Ai vor der offiziellen Eröffnung am Mittwochabend an: „Ich habe vielleicht die Möglichkeit, zu der Ausstellung zu kommen. Ich hoffe, dass es passiert, aber ich weiß nicht, ob es in naher Zukunft sein wird.“ Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) appellierte an die chinesische Regierung, Ai endlich Reisefreiheit zu gewähren.

Die Werkschau im Gropius-Bau ist die weltweit bisher größte Ausstellung von Ai Weiwei. Etwa die Hälfte der Werke hat er neu geschaffen, die anderen sind zumindest in Deutschland erstmals zu sehen. In China darf der Künstler nicht ausstellen. 2011 wurde er für fast drei Monate gefangen genommen und hat seither keinen Pass.

Hauptwerk der Schau in 18 Räumen auf 3000 Quadratmetern ist die Installation „Stools“ im riesigen Lichthof des Museums. 6000 antike Hocker stehen dicht an dicht wie ein zweiter Boden - als Symbol für den Verlust des alten, traditionellen China.

Aus seiner Gefängniszeit hat Ai die Zelle original nachgebildet, in der er 81 Tage in Isolationshaft gehalten wurde. Die Fesseln, die ihn während der mehr als 50 Verhöre an den Stuhl ketteten, sind in Jade gearbeitet. Und am Eingang der Ausstellung sind Überwachungskameras installiert, wie Ai sie von seinem ständig beobachteten Studio in Peking kennt - in Berlin allerdings aus Marmor.

„Ai Weiwei ist jemand, der sich nicht einschüchtern lässt, auch nicht von der Regierung“, sagte Museumsdirektor Gereon Sievernich, der die Ausstellung in zweijährigem Kontakt mit dem Künstler kuratiert hat. Die erste Frage von Ai sei gewesen: „Soll es politisch sein?“, worauf er mit „Ja, natürlich“ geantwortet habe.

Grütters eröffnet die bis zum 7. Juli laufende Schau am Mittwochabend, von Donnerstag an ist sie für das Publikum zu sehen. Die Staatsministerin erklärte vorab, Ai sei zu einem Symbol für den Widerstandsgeist der Kunst geworden. „Wir alle versichern diesem unbeugsamen und freien Geist unsere tiefe Solidarität.“

In Peking gab es vorerst keinerlei Hinweise auf eine mögliche Reisegenehmigung. Auch Sievernich äußerte sich skeptisch. „Ich weiß nicht, ob das das Herz der Regierung erreicht. Ich habe meine Zweifel, aber wir hoffen.“