James Francis Gill - Inspiriert von Deutschland

Seefeld (dpa) - James Francis Gill zählt zu den 20 bedeutenden Pop-Art-Künstlern der USA. In Deutschland wurden jetzt zum zweiten Mal seine Werke präsentiert.

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In Bayern war er das erste Mal. Zum Abschluss seiner diesjährigen vierwöchigen bundesweiten Tour eröffnete er am Sonntag eine Ausstellung in der Kunsthalle Schloss Seefeld bei Starnberg. Dort sind seine Bilder - darunter Unikate und limitierte Serigrafien (Siebdrucke) - bis zum 27. April zu sehen.

Gill wird an diesem Dienstag in die USA zurückfliegen. Von Deutschland zeigte er sich sehr beeindruckt. Während seines Aufenthalts verfolgte er die Krise auf der Krim und in der Ukraine. „Das wird wohl auch das Thema meiner nächsten Werke sein“, sagte der 79 Jahre alte Texaner in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.

Frage: Wie hat es Ihnen in Deutschland gefallen?

Antwort: Deutschland ist ein sehr geordnetes, gut organisiertes Land. Das ist sehr beeindruckend. Mir kommt es vor wie ein Ort der Stabilität in einem nicht ganz so stabilen Europa. Wir haben zu Hause in Texas keinen Fernseher. Und so habe ich hier bei meinem Deutschlandbesuch die Geschehnisse in der Ukraine verfolgt. Bei BBC und im russischen Fernsehen auf Englisch. Die Krimkrise wird sicher auch mein nächstes Thema sein. Ich habe schon früher immer wieder politische Ereignisse wie den Vietnamkrieg in meinen Bildern thematisiert.

Frage: War Ihr Deutschlandbesuch erfolgreich?

Antwort: Ich habe in vier Wochen sieben Ausstellungen eröffnet, darunter in Erfurt, Stuttgart und Esslingen. Außerdem war ich auf der Art Karlsruhe. Ich bin sehr zufrieden.

Frage: Auf Ihren Bildern taucht immer wieder Marilyn Monroe auf. Warum?

Antwort: Ich male immer wieder Marilyn, weil die Menschen sie lieben, komischerweise auch die Frauen. Sie hängen sich einfach gerne Bilder von Marilyn ins Wohnzimmer. Ich haben in meinem Leben vielleicht insgesamt fast 200 verschiedene Marilyn-Versionen gemalt.

Frage: Sie galten fast 30 Jahre in der Kunstwelt als verschollen. Was war der Grund dafür, sich 1970 zurückzuziehen?

Antwort: Ich habe damals in Los Angeles einfach genug gehabt von allem. Es waren mir zu viele Leute, zu viele Partys, zu viele Drogen. Auf dem Weg nach Oregon zu einem Lehrauftrag an der Universität dort, entschied ich mich, L.A. den Rücken zu kehren. Es war für mich einfach alles zu kommerziell geworden. Ich wollte lieber auf dem Land ein ruhigeres Leben führen.

Frage: Was sind Ihre nächsten Pläne?

Antwort: Ich will jetzt erstmal zu Hause, auf meiner Farm in Texas, viele neue Bilder malen. Mein Aufenthalt hier in Deutschland hat mich sehr inspiriert. Im Herbst will ich noch einmal nach Europa kommen. Dann werde ich erst auf Mallorca sein. Danach ist erneut ein Deutschlandbesuch vorgesehen.

ZUR PERSON: Der 1934 in Texas geborene James Francis Gill gilt als einer der letzten noch lebenden amerikanischen Pop-Art-Künstler der ersten Stunde. Seinen Durchbruch erlebte er in den 60er Jahren, als das Museum of Modern Art in New York sein berühmtes „Marilyn Triptych“ aufnahm. 1969 präsentierte ihn die damals international am höchsten anerkannte Kunstausstellung „Sao Paulo 9 Exhibition“ zusammen mit Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein und Jasper Johns. Er selbst sieht sich aber nicht nur als Vertreter der Pop Art, sondern bezeichnet sich auch als Pop Surrealist.