Austellung/Kunstsammlung NRW: Das Bild konzentriert den Augenblick

Die Kunstsammlung NRW zeigt Theatrales in Film- und Videoarbeiten.

Düsseldorf. Ein Schulterzucken und mehr nicht, das war jahrzehntelang die Antwort bildender Künstler auf die Frage nach ihrer Beziehung zum Theater. Es galt als Schmähung, beurteilte jemand ihre Werke als theatralisch. Dass sich die beiden Künste inzwischen deutlich angenähert haben, beweist die Ausstellung "Talking Pictures" in der Kunstsammlung K 21 im Düsseldorfer Ständehaus. In zehn Arbeiten zeitgenössischer Film- und Videokünstler spielt die Inszenierung einer Handlung, die Ausdruckskraft des Gespielten die entscheidende Rolle.

Jeder Künstler ist mit einem Hauptwerk vertreten, von vier bis 35 Minuten dauern die Filme, Videos und Diapräsentationen. Es braucht also etwas Zeit, bis sich dem Betrachter die Stärke der Arbeiten erschließt. Die Belgierin Ana Torfs hat mit Schauspielern den Einakter "Der Eindringling" von Maurice Maeterlinck aus dem Jahr 1890 inszeniert und in Bildern festgehalten. Schauspiellehrer wie Stanislawski und Meyerhold unterrichteten mit diesem damals häufig gespielten Stück.

Mit einem Sepia-Ton verleiht Torfs ihren Fotografien etwas Historisches. Die Aufnahmen sind indes in einem modernen Haus mit großen Fensterflächen entstanden. Die Darsteller sprechen den Text aus dem Off, die Dia-Projektionen wechseln verschieden schnell. Ein Ausdruck bleibt für Sekunden auf der Leinwand stehen, ein rascher Wechsel erzeugt vor dem Auge eine Bewegung der Figuren. Torfs findet einen neuen Rhythmus für Bild und Ton - sie konzentriert den Augenblick.

Der Rückgriff auf die 20er und 30er Jahre, auf Menschen wie Stanislawski, Brecht oder auch Schönberg ist den Arbeiten gemein. "Es ist die Zeit, in der der Tonfilm den Stummfilm ablöste", sagt Kuratorin Doris Krystof. Die so genannten "Talking Pictures" änderten die Art des Spielens. Herrschten im Stummfilm die Ausdrucksmittel des Sprechtheaters vor, entwickelten sich nun neue Darstellungsweisen.

"Trauma" nennt Gillian Wearing ihre Video-Interviews. Hinter einer Kindermaske verbirgt sich eine junge Frau. Der einfarbige Hintergrund entzieht sie jeder Verortung. Sie bleibt anonym, wenn sie von ihren Erinnerungen an den Großvater erzählt, den Missbrauch und ihre Erleichterung, als er endlich starb. Was die Erzählerin vor dem Erkennen schützt, führt dem Betrachter das schutzlose Kind vor.