Beat Wismer: „El Greco war von der Malerei besessen“

Beat Wismer, Generaldirektor des Museums, hat die Ausstellung kuratiert.

Düsseldorf. „Wir hatten die verrückte Idee, El Greco nach Deutschland zu holen“: Beat Wismer, Generaldirektor im Museum Kunstpalast, blickte am Donnerstag auf vier intensive Vorbereitungsjahre zurück. Vorsichtig hatte er 2008 im Prado in Madrid seinen Plan vorgestellt, einige Werke von El Greco und der Moderne gegenüberzustellen.

Dort sagte man Hilfe zu, dann rückten auch die andere großen Museen der Welt Kostbarkeiten heraus — und „plötzlich hatten wir das wunderschöne Problem, eine veritable El Greco-Ausstellung zu machen“.

Herr Wismer, war El Greco verrückt oder ein Revolutionär?

Wismer: Verrückt war er wohl nicht, etwas anders war er bestimmt. Er war auch kein Irrsinniger, sondern ein von der Malerei Besessener.

Was ist an El Greco so modern?

Wismer: Ich denke, es ist eine ganz bestimmte Psychologie, die in die Figuren und Szenen eingeht. Die Farbigkeit ist modern, die Verrückung der Perspektive, die Verschiebung und die Mehransichtigkeit. Das wirkt ja dann beim Kubismus und auf Cézanne. Das ganze Umfeld spielt mit bei der Dramatik der Szene — der Himmel, die Wolken, die Natur. Dass er das wirklich alles eingesetzt hat, um den Stimmungsgehalt des Bildes zu steigern, war schon revolutionär.

Wie bewertet die Kunstgeschichte heute El Greco?

Wismer: Er ist ein unbestritten großer Meister und hat eine ganz sichere Position in der Kunstgeschichte. Die hatte er zur damaligen Zeit noch nicht. Für uns ist die große Überraschung, dass es nie eine El-Greco-Ausstellung in Deutschland gab — nur 1912 wurde eine größere Werkgruppe gezeigt. Die zweite Überraschung ist: Auch eine Ausstellung mit dieser Verbindung zur Moderne gab es hier nie, obwohl das Thema seit 100 Jahren bekannt ist.