Die Art Cologne ist wieder da

Köln (dpa) - Berlin ist Deutschlands pulsierende Kunstmetropole, aber Köln hat sich mit der Art Cologne als Kunstmarkt behauptet. Allerdings könnte die Messe noch mehr internationale Aussteller gebrauchen.

Der eine spuckt Blut, der andere krümmt sich vor Schmerzen, der dritte hat seinen Kopf verloren - fünfzehn Mal hat sich der spanische Künstler Enrique Marty als kindsgroße Latex-Figur porträtiert, und immer sieht er aus, als wäre er das Opfer eines Terroranschlags. Die Skulpturengruppe ist ein Hingucker bei der Art Cologne, die von Donnerstag bis Sonntag auf beste Umsätze hofft.

Wobei: Gibt es wirklich Leute, die sich so was zu Hause hinstellen würden? „Doch, doch“, sagt Galerist Jo Coucke aus Belgien. „Solche Sammler gibt's.“ Und seine Hoffnung ist natürlich, dass sie den Weg nach Köln finden und 137 000 Euro für „Fear and Megalomania“ hinblättern. Vor so einem Werk im Wohnzimmer geht einem mit Gästen auch nie mehr der Gesprächsstoff aus.

Coucke ist ein Art-Cologne-Veteran. Vor ein paar Jahren ist er einige Male nicht mehr mit dabei gewesen. „Es gab da eine Zeit, in der Köln es sehr schwer hatte“, erinnert er sich. Damals hielt er es wie viele andere Händler für möglich, dass das Art Forum Berlin der ältesten Kunstmesse der Welt den Rang ablaufen würde. „Aber das hat sich nicht bestätigt. Köln steht jetzt wieder sehr stark da. Und darum sind wir auch wieder hier.“

Diese Entwicklung verdankt Köln wohl vor allem dem in der Schweiz geborenen Amerikaner Daniel Hug, der vor drei Jahren die Leitung der schwer angeschlagenen Messe übernahm. Damals war es eine große Überraschung, dass niemand aus dem Kölschen Dunstkreis angezogen wurde, sondern ein Außenseiter aus Los Angeles.

Hug hat die Messe klarer strukturiert, abtrünnige Aussteller zurückgewonnen und neue angeworben. Gerade die Berliner sind in Köln bestens vertreten, und so kann er mit einigem Recht behaupten: „Wir sind auf dem Weg nach oben. Die Art Cologne ist die wichtigste deutsche Kunstmesse.“

Fraglicher ist da schon, ob die Art Cologne wirklich der „Internationale Kunstmarkt“ ist, der sie ihrem Untertitel zufolge sein will. Die meisten Aussteller und auch die allermeisten Besucher sind Deutsche.

Hug formuliert es im dpa-Gespräch so: „Wir sind international, aber mit Schwerpunkt Deutschland. Der deutsche Kunstmarkt ist schon sehr groß und sehr wichtig. Berlin alleine hat 400 Galerien, dann München, Dresden, Leipzig, Frankfurt, Hamburg, das hat kein anderes Land. In Großbritannien konzentriert sich alles in London, dann gibt's vielleicht noch drei Galerien in Glasgow.“

Um die internationalen Ambitionen der Messe zu unterstreichen, hat Hug vor dem Südeingang zwei riesige Statuen des US-Künstlers Paul McCarthy aufgestellt. Sie sind den in Amerika populären Hummel-Figuren nachempfunden, sehen aber aus, als wären sie einmal zerschlagen und dann wieder notdürftig zusammenmontiert worden. Das soll die deutsche Geschichte symbolisieren.

„Die Art Cologne war immer eine Messe für progressive Kunst“, sagt Hug. Sein persönliches Highlight sind die U-Boote, Flugmaschinen und Autos des flämischen Objekt-Künstlers Panamarenko, der im Eingangsbereich eine Sonderausstellung hat.

Eine Vertreterin der immer größer werdenden Berliner Künstlergemeinde ist die Japanerin Ayako Rokkaku (29), der man auf der Messe beim Malen zuschauen kann. Hier in der Halle kann sie in einem Format malen, für das ihr Berliner Atelier zu klein ist. Die Werke sind für die Kunsthal Rotterdam bestimmt, wo Rokkaku im Juni eine Ausstellung hat. „Sie soll eigentlich drei Bilder auf der Messe malen, aber sie malt etwas langsamer als früher“, sagt ihre Galeristin Marlies Bolhoven mit einer gewissen Skepsis. „Ich hoffe, sie schafft zwei.“