Die neuen Kauf-Weltmeister

Russen und Chinesen lassen in wachsendem Maße ihr Geld bei Auktionen. Sie wollen Verlorenes zurückgewinnen.

London/New York. 2007 ist das Jahr der Rekorde bei den internationalen Auktionen. Die Besitzer früher Gemälde von Gerhard Richter kommen auf den Geschmack, wenn es um das schnelle Geld geht. Nachdem Richters "Düsenjäger" bei Christie’s für 11,2 Millionen Dollar (einschließlich Auktionsgebühren) verkauft wurde, soll "Zwei Liebespaare" (1966) im Februar sechs Millionen Pfund bringen. Richter ist jedoch nicht der einzige Favorit, russische und chinesische Kunst sorgt gleichfalls für Schlagzeilen.

Karl-Christof Gebhardt von Sotheby’s in Frankreich hat folgende Erklärung: "Die Russen kaufen ihre Geschichte zurück. Die Sowjets und die russische Revolution haben dazu beigetragen, dass viel Kunst vernichtet worden ist. In China haben sich viele Kolonialsoldaten nach dem Boxeraufstand bedient und einige sehr interessante Stücke nach Europa und Nordamerika gebracht. Beide Völker, die Russen wie die Chinesen, besitzen Nationalstolz. Kunst trägt zur Identität bei."

Christie’s erzielte Ende November auf einer "Russischen Kunstwoche" die Rekordsumme von über 62,5 Millionen Euro. Highlight war das "Rothschild Fabergé-Ei", eines von zwölf Pracht-Exemplaren für die russische Zarenfamilie. Ein russischer Privatsammler zahlte dafür am 28.November fast neun Millionen Pfund, über 12,5Millionen Euro. Ein Weltrekordpreis für ein russisches Kunstobjekt. Eine Ikone, ein Geschenk des Erzbischofs vom Berg Tabor Nicodemos an Zar Alexander III. und seine Frau Maria Feodorovna zu ihrer Krönung brachte es auf 216500Pfund.

Alexis de Tiesenhausen, internationaler Chef für russische Kunst bei Christie’s, erzählt, dass Bieter aus über 30 Ländern zur russischen Kunstwoche kamen. Jussi Pylkkänen, Präsident von Christie’s Europa, nennt die Russen "leidenschaftliche Sammler, die das Allerbeste erwerben wollen." Die Verkäufe in dieser Sparte seien Höhepunkte der internationalen Auktions-Saison und Moskau als Ausstellungsort so wichtig wie Hong Kong, New York und London.

Bei den Chinesen sind die Rekorde doppelter Art. Sie gelten der Gegenwartskunst und den Auktionspreisen für historische Ware. So ging etwa ein Gefäß aus der Qianlong Periode (1736-1795) an die Sammlerin Alice Cheng für die erstaunliche Summe von 19,7Millionen US-Dollar - Weltrekord für Qing-Porzellan. Kunst und Kultur gewinnen in Museen, Kunstmessen und Ausstellungen an Bedeutung, doch fehlt eine solide Infrastruktur. Nach Auskunft von Christie’s betrachten Chinesen Auktionen als etwas völlig Neues.

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