Die Zeit, der Müll und HA Schult in Paderborn

Paderborn/Köln (dpa) - Gekonnt posierte der Kölner Aktionskünstler HA Schult zwischen seinen Müllmenschen, mit denen er schon am Kreml, auf der Chinesischen Mauer und zuletzt 2011 in der Arktis weltweit für Schlagzeilen sorgte.

„Der Mensch produziert Müll und wir werden zu Müll“, wiederholt der 73 Jahre alte Altmeister sein Credo. Damit macht der Mahner und Macher schon seit mehr als 40 Jahren auf die Umweltbelastung durch den Menschen aufmerksam. Das Diözesanmuseum in Paderborn widmet Schult jetzt unter dem Titel „Die Zeit und der Müll“ eine große Ausstellung.

„Seine Kunst ruft uns unsere Verantwortung für die Schöpfung in Erinnerung“, sagt Hausherr Alfons Hardt, Generalvikar des Erzbistums Paderborn, und erklärt damit, warum 33 Jahre nach dem Museum Ludwig Köln ausgerechnet ein kirchliches Museum die zweite große Werkschau von HA Schult zeigt. „Es sind darüber hinaus auch wirklich bedeutende Kunstwerke“, betont Museumsleiter Christoph Stiegemann und verweist auf die apokalyptischen Landschaften in den „Picture boxes“ und auf das „Biokinetische Labor“, mit dem Schult 1972 auf der documenta 5 vertreten war.

Hinter dem Medienrummel, ohne den es bei dem Paradiesvogel der Kunstszene nicht zu gehen scheint, ist hier ein künstlerisches Schaffen zu entdecken. Das dürfte den Vorwurf der Vordergründigkeit relativieren, dem sich der 73-Jährige nicht selten ausgesetzt sieht.

Zwar verweisen alle Kunstwerke letztlich auf das eine Thema Abfall. Doch bieten etwa die „Bilderkästen“ mit wechselnden Sujets von der „Biokinetischen Konsumspitze“ von 1972 bis zum „Schloss Neu-Wahnstein“ (1987) eine sehenswerte Variationsbreite. In der Zusammenschau von mehr als 40 Jahren lässt sich in dem Werk eine Entwicklung erkennen - und sei es auch nur als Reaktion auf die unterschiedlichen Lebensstationen des Künstlers: Vom Studienort Düsseldorf, der zeitweiligen Heimat New York bis hin nach Köln.

Es ist eine Entwicklung, die durch die Kirchenfenster, die Schult im vergangenen Jahr mit Cola-Dosen und Liebesbriefen gestaltete, eine überraschende Wendung nimmt. Und sie setzt sich in der Ausstellung fort mit der Auseinandersetzung mit Sammlungsstücken des Diözesanmuseums. So lässt Schult in einer eigens für die Werkschau geschaffenen Installation eine auf einem Esel sitzende Jesusfigur aus dem 15. Jahrhundert unter dem Titel „Palmesel“ über eine Kaskade von Müll reiten.

Insgesamt umfasst die Ausstellung, zu der ein Katalog erschienen ist, mehr als 100 Werke. Für die Öffentlichkeit ist die Schau vom 22. Februar bis zum 12. Mai geöffnet.