Hamburger Kunsthalle wiedereröffnet

Hamburg (dpa) - Der „Wanderer über dem Nebelmeer“ von Caspar David Friedrich (1774-1840) hat ein neues Zuhause: Erwartungsvoll blickt er neben anderen Meisterwerken des deutschen Romantikers wie „Das Eismeer“ und „Meeresufer im Mondschein“ in die Ferne.

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Wirkungsvoll in Szene gesetzt mit neuester LED-Technik, umgeben von grüngrauen Wänden und edlem gebeizten Eichenparkett. Am Samstag wird die Hamburger Kunsthalle, eine der bedeutendsten Kunstsammlungen Deutschlands, nach einer umfangreichen Modernisierung wiedereröffnet - endlich können die Besucher lange vermisste Meisterwerke wiedersehen und neu entdecken.

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„Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte der Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner am Donnerstag. „Es gibt keinen Raum vom tiefsten Kellergeschoss bis zum höchsten Dachstuhl, der nicht umgestaltet wurde.“ Auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zeigte sich beeindruckt: „Das ist wirklich eine gelungene Modernisierung eines Museums, das selber eine lange Geschichte hat.“

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In den vergangenen 17 Monaten wurden der Gründungsbau von 1869 und der neoklassizistische Erweiterungsbau von 1919 dank einer Spende der Dorit und Alexander Otto Stiftung in Höhe von 15 Millionen Euro modernisiert. Die Galerie der Gegenwart von 1997 wurde im Erdgeschoss umgebaut. Erstmals bilden die drei Gebäude der Kunsthalle nun eine sinnvolle Einheit.

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Die Stadt steuerte sieben Millionen Euro für die Sanierung des Depots und die Außenanlagen hinzu. „Ein fast 150 Jahres altes, denkmalgeschütztes Museum zu sanieren und zu modernisieren ist vergleichbar mit der behutsamen Restaurierung eines alten Kunstwerks“, sagte der Unternehmer und Stifter Alexander Otto, dessen Firma ECE die Projektsteuerung übernahm.

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Zentrales Element der Modernisierung ist der wieder erschlossene historische Haupteingang am Gründungsbau mit Blick auf die Alster - früher lag der Haupteingang seitlich am Erweiterungsbau mit Blick auf den Hauptbahnhof. Ein großzügiges Foyer begrüßt nun die Besucher mit Ticketverkauf, Museumsshop, Museumscafé und Veranstaltungssaal. „Unser wichtigstes Ziel war es, das Museum für die Besucher überschaubar zu machen“, sagte Gaßner.

Erstmals ist nun auch ein Rundgang durch alle Epochen von den Alten Meistern bis zur Kunst der Gegenwart möglich. Über die große Eingangstreppe gelangt der Besucher zu den Alten Meistern mit Altären von Meister Bertram und Gemälden von Hans Holbein dem Älteren bis Lucas Cranach dem Älteren. Die Gemälde hängen in chronologischer Reihenfolge, aber Raum für Raum nach Themen geordnet wie „Poesie der Landschaft“, „Kunst und Konfession“ oder „Italienischer Barock“. Die Romantik nimmt einen großen Raum ein, Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich sind eigene Räume gewidmet.

Im leuchtenden gelben Kuppelsaal stehen neben Gemälden wie Johann Heinrich Füsslis „Erschaffung der Eva“ (1791) Büsten von Immanuel Kant und Johann Wolfgang von Goethe. Unter dem Titel „Mythos Italien“ sind unter anderem Gemälde von Anselm Feuerbach wie „Bianca Cappello“ (1864) zu sehen. Es folgen Meisterwerke des französischen Impressionismus von Gustave Courbet, Edgar Degas und Edouard Manet - wie seine berühmte „Nana“ (1877). Den beiden Lieblingskünstlern von Gründungsdirektor Alfred Lichtwark (1852-1914), Max Liebermann und Lovis Corinth, sind zwei neue Ausstellungsräume gewidmet.

Die Räume der Klassischen Moderne, die bereits 2006 umfassend renoviert wurden, erstrahlen in hellem Wandanstrich über hellem Parkettboden. Hier begrüßen Meisterwerke wie Edvard Munchs „Madonna“ (1893), Ernst Ludwig Kirchners „Maler und Modell“ (1910) oder Emil Noldes „Triptychon“ die Besucher. Über den neuen Verbindungsgang mit der Leuchtschriftinstallation „Ceiling Snake“ der Künstlerin Jenny Holzer erreichen die Besucher die Galerie der Gegenwart mit Kunst von der Pop-Art bis heute. Das ehemalige Foyer wurde zugunsten eines Raumes für zeitgenössische Kunst mit dem Titel „Neuland“ umgestaltet - erstmalig bespielt von der südkoreanischen Künstlerin Haegue Yang.