Private Finanzierung Hoffnung für das Museum Morsbroich

Die Stadt nimmt das Angebot des privaten Museumsvereins an, ein neues Konzept zu entwickeln. Die Schließungspläne liegen auf Eis.

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Leverkusen. Für das von der Schließung bedrohte renommierte Museum Morsbroich in Leverkusen mit seiner Sammlung von Joseph Beuys bis Gerhard Richter gibt es Hoffnung. Der Stadtrat nahm ein Angebot des privaten Museumsvereins an, bis Februar 2018 ein Standortentwicklungskonzept für das Museum aufzustellen und zu finanzieren. Der Rat habe den Beschluss einstimmig angenommen, sagte eine Stadtsprecherin. Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) lobte das Vorhaben vor der Abstimmung als „bürgerschaftliches Engagement im besten Wortsinn“.

Damit ist die von Wirtschaftsprüfern der KPMG als Sparmaßnahme für die hoch verschuldete Stadt Leverkusen vorgeschlagene Auflösung des Museums mitsamt Verkauf der hochkarätigen Sammlung vorerst vom Tisch. Sie hatten eine Einsparung von fast 780 000 Euro pro Jahr durch eine Auflösung des Museums errechnet. Die Prüfer kritisierten vor allem die mangelnde ökonomische Effizienz: 16 500 Besucher kamen nach ihrer Darstellung 2015 ins Museum. Nicht einmal die Hälfte von ihnen zahlte Eintritt. Im ersten Halbjahr 2015 gingen pro Öffnungstag durchschnittlich 54 Personen durch die Ausstellungen in dem barocken Schloss. Nur 18 mussten eine reguläre Karte kaufen — Schulklassen oder Teilnehmer von Bildungskursen haben freien Eintritt. Schon im Jahr 2014 wurde ein Zuschussbedarf von 181,72 Euro pro Karte berechnet, was einem Kostendeckungsgrad von 15 Prozent entspricht.

Das drohende Aus für das 1951 eröffnete Museum hatte bundesweit Proteste ausgelöst. Künstler und Museumsdirektoren setzten sich für das Haus ein. Probleme bereitet unter anderem die entlegene Lage des Hauses in der Stadt. „Blockbuster wären in diesem Haus gar nicht durchführbar“, sagte beispielsweise Gerhard Finckh, Direktor des Wuppertaler Von-der-Heydt-Museums und bis 2005 Leiter des Museums Morsbroich, zu der Kritik an dem Museum. Morsbroich sei ein kleines, aber besonders wichtiges Museum, so Finckh. Seit der Eröffnung 1951 habe das Haus die „Offenheit für die Kunst der Welt“ vorgelebt und so in der jungen Bundesrepublik einen kulturellen Standard gesetzt. Der Wuppertaler Museumsdirektor hatte einen offenen Brief an Hannelore Kraft (SPD), Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, an NRW-Kulturministerin Christina Kampmann (SPD) und den Leverkusener Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) gerichtet.

In dem Schreiben forderte er, von den Schließungsplänen Abstand zu nehmen. Inzwischen haben 20 weitere Museumsdirektorinnen und -direktoren das Schreiben unterzeichnet, darunter die Direktoren des Kölner Museums Ludwig, des Museums Folkwang in Essen, der Kunsthalle Bielefeld oder auch des Museums Marta in Herford.

Auch Gerhard Richter, Deutschlands bedeutendster bildender Künstler, hatte sich öffentlich für den Erhalt von Morsbroich stark gemacht.

Das Museum Morsbroich ist klein, aber es gehört zu den renommiertesten Häusern für zeitgenössische Kunst in Nordrhein-Westfalen. Zu seiner Sammlung von rund 400 Gemälden und Skulpturen sowie etwa 5000 Grafiken zählen Werke von Richter, Georg Baselitz, Rosemarie Trockel, Blinky Palermo und Sigmar Polke. Red