James Dean der Kunstszene
Blinky Palermo lebte und starb wie ein Rockstar. In Münster sind jetzt seine Werke zu sehen.
Münster. Er lebte das Leben eines Rockstars, heißt es. Er liebte die Frauen, die Drogen, den Alkohol. Gleichzeitig galt der Künstler Blinky Palermo (1943-1977) als sensibel und sinnlich. Er versteckte seine feinen Gesichtszüge hinter einer Sonnenbrille, seinen schmalen Körper hüllte er in eine Lederjacke.
Seine Arbeiten sind das genaue Gegenteil: direkt, offen, ausdrucksstark. Eine Schau in Münster beleuchtet das Werk der schillernden Persönlichkeit unter dem Titel „Palermo — Who knows the beginning and who knows the end“.
Der Beginn ist klar. 1943, Leipzig. Palermo wird als Peter Heisterkamp geboren. Kein Name, mit dem man was werden kann, soll sein späterer Lehrer Joseph Beuys gesagt haben. Dennoch: Ein Künstler war geboren.
Einer, den nie jemand so richtig einordnen konnte. So schwer, wie der Mensch Palermo zu fassen war, so erging es der Kunstszene auch mit seinen objekthaften Gemälden. Er bannte Farbe auf Holz, Stoff, Metall oder einfach direkt auf die Wand.
Palermo experimentierte teils mit geometrischen Formen, die sich mal offen und fließend gestalten, mal hart voneinander abgetrennt sind. Immer haben sie auch etwas mit dem Raum zu tun, in dem sie sich befinden.
„Der Ausdruck war für Palermo das Entscheidende“, sagt der Kurator der Schau in Münster, Erich Franz. Einzelne Elemente wirken nicht für sich allein. „Das Bild besteht aus den Brücken, die der Betrachter schafft.“ Deshalb hat Blinky Palermo mit Filzstift auf den Rückseiten der Einzelteile deren Abstände und Anordnung festgelegt.
Eines der Exponate an den Wänden des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte mutet an wie ein Galgen. Zwei schmale Holzlatten, in Form eines T aufeinander gestellt, rechts daneben ein tiefschwarzes Dreieck, das mit der Spitze nach unten zeigt.
Sein früher, bis heute ungeklärter Tod während einer Reise auf die Malediven verschaffte Blinky Palermo den Ruf eines James Dean der deutschen Kunstszene. Dabei führte er zunächst ein bodenständiges Leben.
Aufgewachsen in Leipzig und Münster, ging der schöne Mann mit den dunklen Haaren und dem suchenden Blick in Steinfurt zur Schule. Später wurde er an der Düsseldorfer Kunstakademie Schützling von Joseph Beuys. Der soll in seinen Arbeiten immer etwas „Hauchartiges“ gesehen haben.
Kurator Erich Franz beschreibt das so: „Es gibt nichts, das festgehalten werden kann.“ Tatsächlich: So kräftig die Acrylfarbe auf dem Bild mit dem Titel „Das gelbe Fenster“ leuchtet, so verschwommen und wenig greifbar kommt sie dem Betrachter im nächsten Moment vor. In manchen Räumen hat das Museum nur ein Werk ausgestellt.
Nebenbei konsumieren lässt sich die Kunst nicht, die Palermo unter anderem in New York, Barcelona, München und Basel zeigte. In der Zwischenzeit gingen zwei Ehen den Bach hinunter. In der Kunstszene war Blinky Palermo schon zu Lebzeiten ein Star. Der breiten Masse werde er erst jetzt bekannt, sagt der Münsteraner Museumsdirektor Hermann Arnhold.