Mechthild Grossmann: "Jeder Puff heißt heute Kleopatra"

Die Hobby-Archäologin schlüpft bei einem Barock-Konzert im Rahmen der Schau „Kleopatra. Die ewige Diva“ in der Bonner Bundeskunsthalle in die Rolle der historischen Figur.

Bonn. Die Ausstellung „Kleopatra. Die ewige Diva“ in der Bonner Bundeskunsthalle zeigt die allzu schönen Gesichter der ägyptischen Pharaonin. Von der Antike bis zur aktuellen Popkultur. Da hat Mechthild Grossmann ( Jahrgang 1948, u.a. Tanztheater Wuppertal, „Tatort“ Münster) einiges klarzustellen: Die Hobby-Archäologin, die seit ihrer Kindheit von Kleopatra fasziniert ist, schlüpft bei einem Barock-Konzert im Rahmen der Schau in die Rolle der historischen Figur — und unterbricht mehrfach empört das Programm.

Frau Grossmann, was regt Sie so auf?

Mechthild Grossmann: Die Rezeption der Kleopatra über die Epochen hinweg. Die Ausstellung zeigt sie fast nur als barbusige, moralisch verderbte, reiche Frau. Und überall liegen Seifen, Eselsmilch und andere Kosmetika mit ihrem Namen. Jeder Puff heißt heute Kleopatra!

Woran liegt das?

Grossmann: Ihr Gegenspieler, der römische Kaiser Augustus, bezahlte Geschichtsschreiber über Jahrzehnte, die sie auf Schönheit und Geschlechtstrieb reduzierten. Das ist ja immer das Einfachste. Dabei war sie gar nicht schön, sondern hatte eine Hakennase.

Wie war sie denn wirklich?

Grossmann: Kleopatra hat über 100 000 Soldaten regiert und Rom herausgefordert. Sie war eine hochgebildete Frau, die hart gearbeitet hat, mit großen Talenten. Als sie sich auf Cäsar einließ, hatte sie sicher auch andere Interessen im Sinn. B.T.

“ „Kleopatra interveniert: Eine Königin bin ich“, Barockarien und Monologe, 7./8. September, 19.30 Uhr, Bundeskunsthalle