Die Kunst des Klecksens — Kleckse in der Kunst
Das Wallraf-Richartz-Museum zeigt bis zum 13. Oktober die Geschichte der seltsamen und meist ungeliebten Gebilde.
Köln. Langsam tropft die Tinte von der Feder und landet verspritzt auf dem Papier, wo sie sich rasend schnell ausbreitet. Was im Privaten ein Ärgernis ist, betrat um 1800 die Bühne des künstlerischen Geschehens: der Klecks. Als gestaltloses Gebilde findet es Eingang in Zeichnungen und wird wie etwa im „Goldenen Topf“ des romantischen Schriftstellers E.T.A. Hoffmann Thema in der Literatur.
Maler wie der Brite William Turner und der Franzose Gustave Moreau, aber auch Schriftsteller wie Victor Hugo und George Sand waren begeistert von der geheimnisvollen Schönheit des durch den Zufall entstandenen Gebildes.
In einer Kabinettausstellung zeigt das Kölner Wallraf-Richartz-Museum nun bis zum 13. Oktober die Geschichte des Klecksens in der Kunst. Gekleckst wurde schon immer und zu allen Zeiten, beim Schreiben genauso wie beim Zeichnen oder Malen — meist zum Ärgernis des Klecksers.
Künstlern wurde schon in frühen Jahren beigebracht, Kleckse zu vermeiden. So finden sich in der umfangreichen Sammlung des Museums keinerlei Anzeichen für Kleckse. Nur zwei Skizzen weisen Farbkleckse auf und sind so Teil der Schau mit insgesamt 27 Werken.
Bereits Leonardo da Vinci sah aber in Klecksen eine Inspirationsquelle, die die Fantasie der Künstler zu eigenen Bilderfindungen anregten. Mehrere Wolkenbilder zeigen wie Maler sich von solch zufälligen Erscheinungen bereits früh haben zur eigenen Kunst anregen lassen.
Erst im 19. Jahrhundert kam dem Klecks auf dem leeren Zeichenblatt eine besondere Bedeutung zu. Von den Künstlern selbst aufs Papier geworfen, bildete er den Ausgangspunkt des kreativen Gestaltens. Die Ausstellung zeigt unter anderem Arbeiten des Arztes und Literaten Justinus Kerner, der mit seinen Klappdrucken die Klecksographie begründete.
Auch Victor Hugo ist mit Werken in der Schau vertreten, die er als Träume bezeichnete, die wie Wolken am Himmel zwischen Bestimmtem und Unbestimmtem schwanken. Zu sehen ist auch ein Film aus der „Sendung mit dem Elefanten“, in dem der fünfjährige Mathis zu einem Klecksographen wird und aus seinem Klecks einen Käfer macht.
“ Die Ausstellung läuft noch bis zum 13. Oktober, geöffnet dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis 21 Uhr. Eintritt: zehn/ acht Euro.