Spätheimkehrer der Moderne - das New Yorker Metropolitan Museum zeigt Werke des Malers Neo Rauch

Neo Rauchs Bilderrätsel faszinieren viele. Die Auktionshäuser melden Rekorde für seine Werke.

<strong>New York/Düsseldorf. Fünf Monate lang läuft im Metropolitan Museum of Art in New York die Schau von Neo Rauch (47) mit taufrischen Arbeiten. Seit Anfang 2000 ist der Star aus Leipzig auf dem amerikanischen Markt so beliebt, dass sich die deutschen Museen seine Bilder kaum noch leisten können. Auktionshäuser melden Rekorde, Christie’s brachte in New York am 17. Mai Rauchs "Tal" von 1999 für rund 564 000 Euro an einen neuen Eigentümer. Sotheby’s meldete im Jahr zuvor den Rekord bei 620 000 Euro für "Losung" (1998). Rauchs Galerist Gerd Harry Lybke beziffert die Preise dieses "Sekundärmarkts" als das Vierfache seiner Galeriepreise. Nur: Lybke schweigt, wenn es um konkrete Verkaufszahlen geht: "Die Ausstellung in New York ist unverkäuflich."

Überschaubare Produktion hitzt Begehrlichkeiten an

Wie kommt es zu dieser Begehrlichkeit des Marktes angesichts einer Malerei, die so deutsch in ihrer merkwürdigen Ferne ist? Lybke nennt folgende Gründe: "Die Amerikaner kennen das Gefühl der Fremde, es sind ja alles Einwanderer, deren Wurzeln in Europa liegen." Dennoch sei sein Schützling ein internationaler Künstler: "Rauch spricht eine universale Sprache, in den Farben und in den Figuren. Sie ist unabhängig von der Muttersprache verständlich." Noch wichtiger dürfte folgendes sein: "Die Kunst des Neo Rauch gibt viele Interpretationsmöglichkeiten. Man kann als Betrachter gut in seine Bilder einsteigen, es gibt viele Lesarten."

Die Sprecherin von Christie’s in Düsseldorf, Herrad Schorn, sieht es prosaischer: "Rauchs Produktion ist übersichtlich. Es gibt eine Marktverknappung". Das führt dazu, dass Besitzer früherer Werke das schnelle Geld machen wollen und ihre Schätze versteigern lassen.

Rauch selbst gibt sich höflich, beherrscht, fast schon bürokratisch-sachlich. Bei seiner Retrospektive in Wolfsburg erinnerten seine Figuren an ihn selbst. Auf dem Bild "Die Flamme" (2007) balanciert der Maler mit weit ausholendem Stechschritt auf einem hölzernen Kahn voller Farben, aber fesselt sich an einem Andreaskreuz aus hölzernen Planken. Die kleine Flamme im Hintergrund stammt von der petrochemischen Industrie aus Leipzig.

Einen "Spätheimkehrer der Moderne" nennt man ihn im Rheinland. Der junge Aufsteiger unter den Fotokünstlern, Martin Denker, spricht von "Seelenfarben" und "Schmuddeltönen" wie beim Trabant, der einst den Verkehr in der DDR bestimmte. Aus seinen Bildern spreche seine Ost-Vergangenheit, aus ihr entwickele er aber auch neue Farbkontraste.

Metropolitan Museum of Art, NY, bis 14.10, ab 20.10. bis 30.3. 2008 im Max Ernst Museum, Brühl, Katalog bei DuMont, 24 Euro