Spuk im Schloss Moyland - Streit um Beuys soll beendet werden

Schloss Moyland am Niederrhein ist bekannt für seine einzigartige Sammlung früher Werke von Joseph Beuys. Doch um den Kunstschatz gibt es immer wieder Streit. Der soll nun endlich beendet werden.

Bedburg-Hau (dpa) - Wenn es irgendwo in Deutschland noch ein Spukschloss gibt, dann muss es wohl Schloss Moyland am Niederrhein sein. Tief in der westdeutschen Provinz liegt die malerische Wasserburg mit ihren Türmen und Zinnen im neugotischen Stil und hütet einen kostbaren Schatz: Mit 6000 frühen Werken von Joseph Beuys und einem Zehntausende Dokumente und Fotos umfassenden Archiv beherbergt Moyland den weltweiten größten Bestand an Arbeiten des großen Künstlers des 20. Jahrhunderts.

Erst wenige Wochen sind seit der Wiedereröffnung des komplett erneuerten Schlosses vergangen. Die Werke von Beuys (1921-1986) aus der Sammlung der mit ihm befreundeten Brüder van der Grinten werden nach jahrelanger Kritik jetzt modern und schonend präsentiert. In Fachkreisen wurde die Umgestaltung unter der seit 2009 amtierenden Direktorin Bettina Paust hochgelobt. Sie möchte Moyland zu einem internationalen Beuys-Forschungszentrum ausbauen.

Doch ein bereits im Sommer vergangenen Jahres verfasster Brief der Sammler van der Grinten an NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ließ einen jahrelangen Spuk neu aufleben. In Medien wurde das Schreiben zitiert, in dem die Rechtsgültigkeit der Stiftung Schloss Moyland angezweifelt wird. Nach eineinhalb Jahren trat am Samstag erstmals wieder das Kuratorium der zerstrittenen Stiftung zusammen und übte demonstrativ Geschlossenheit.

Die Sitzung sei „sehr harmonisch verlaufen, obwohl sehr hart diskutiert worden ist“, hieß es im Anschluss. „In der Sache gibt es keinen Streit, das ist eine Phantomdebatte“, sagt Franz-Rudolf van der Grinten, Stiftungsvorstand und Sohn des Sammlers Franz Joseph, der dpa. „Aber Fakt ist, dass es eine Mängelliste gibt.“ Dazu zählt er auch den „bedenklichen Bauzustand“ des Schlosses. Scharf greift er zudem die CDU-FDP-Vorgängerregierung an, die ein „Desaster“ verursacht habe. „Sie wollte die Stiftung zerschlagen und nach Düsseldorf verlegen.“

Das Land Nordrhein-Westfalen ist Stiftungspartner und trägt mit 2,7 Millionen Euro 80 Prozent der Betriebskosten Moylands. Auch die Bundespolitik interessiert sich inzwischen für das Beuys-Museum am Rand der Republik. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) überreichte am Samstag in Moyland den mit 10 000 Euro dotierten ersten Beuys-Forschungspreis an die Theaterwissenschaftlerin Barbara Gronau und adelte damit die neue Auszeichnung. Vermittelt hatte die Visite Kanzleramtschef Ronald Pofalla - Moyland liegt in seinem Wahlkreis Kleve.

Der interdisziplinäre Preis, der künftig alle zwei Jahre vergeben werden soll, würdigt herausragende Leistungen junger Wissenschaftler in der Forschung zu dem Ausnahmekünstler Beuys. Doch auch um den Forschungspreis hatte es schon vor Monaten Streit gegeben. Denn da ist noch die Witwe Eva Beuys. Die neue Auszeichnung widerspreche der Intentionen des Werks ihres Mannes, hatte sie sich empört. Eva Beuys liegt mit Moyland zudem in einem bizarren Rechtsstreit um die Ausstellung von 19 Fotos einer Live-Aktion von Beuys im ZDF aus dem Jahr 1964.

Die Fotos hatte sie per richterlichem Beschluss abhängen lassen. In Kürze wird das Urteil in zweiter Instanz verkündet. Die Stiftung, bestehend aus dem Land NRW, den Sammlern und den Schlosseigentümern werde ab jetzt gemeinsam die Probleme lösen, sagt van der Grinten. Auch Dinge, die juristisch unklar seien, würden in Angriff genommen. Ob die Geister damit vertrieben werden? Ein Kinderbuch über Schloss Moyland trägt den bezeichnenden Titel: „Gespenster sieht man nicht“.