Asher Roth: Ein Studenten-Rapper startet durch
Unverstellt und sprachwitzig erobert Rap-Nachwuchs Asher Roth die Charts. Sein Markenzeichen ist seine Gewöhnlichkeit.
Düsseldorf. Och, ist der süß! Und: Oh, er rappt! Das dürften wohl die ersten Gedanken sein, die so manchem College-Mädchen in den USA durch den Kopf geschossen sind, als es zum ersten Mal ein Video von Asher Roth gesehen hat. Inzwischen ist der gerade mal 23-jährige Milchbubi dort ein Star. Und soll jetzt in Deutschland durchstarten. Mit guten Chancen, denn der Junge ist ein zeitgemäßes Konzept: der Pop-Rapper.
Roth ist sozusagen der Gegen-Eminem. Das betont er selbst immer wieder, wenn er mit dem Pionier des weißen Rap verglichen wird - was gerade seit dem Erscheinen seines Debüts "Asleep in the Bread Aisle" dauernd passiert. Auf dem Cover schläft Roth in der Tat im Weißbrot-Regal. Und so fällt es leicht, Weißbrot-Parallelen zu ziehen. Zumal die Klangfarbe der Stimme sich bei beiden Künstlern enorm ähnelt. Damit hat es sich aber auch.
Asher Roth ist nicht hart wie Eminem. Das muss er auch nicht sein. Er ist nicht in einem Wohnwagenpark aufgewachsen, sondern in einer der friedlichsten Kleinstädte von Pennsylvania. Und er wird sich im Lauf seiner Karriere wohl nie dafür rechtfertigen müssen, dass er weiß ist und rappt. Das zumindest hat Eminem ja für ihn erledigt. Der Weg ist schon lange frei für weißen Mittelklasse-Rap. Roth hat das erkannt.
Er könnte ein neuer Hip-Hop-Stereotyp werden. Jung, wohlerzogen, gebildet - mit strubbeligem Seitenscheitel und löchrigem Bartflaum im Gesicht. Ein James Blunt des Sprechgesangs. Dafür ist zweifelsohne Platz in den CD-Regalen vieler Heranwachsender, die sich mit ähnlichen Problemchen des Großwerdens herumschlagen wie Roth, der gerade erst zugunsten der Musikkarriere sein Lehramtsstudium geschmissen hat. Noch in seiner Hit-Single "I love College" besingt er das süße Studentenleben mit all seinen Mädchen und Partys. Nie will er den Abschluss machen und in die kalte Realität hinaus müssen. Die Weltansichten eines ganz normalen Jungen.
Das Besondere an Asher Roth ist gerade diese Gewöhnlichkeit. Was andere Rapper unter aufgepumpten Muskeln verstecken und mit übergroßen Brillantohrringen zu überblenden versuchen, macht der 23-Jährige zu seiner Tugend. Nicht umsonst schreibt er über sich selbst auf seiner Internetseite: "Ja, ich bin dürr, ja, ich habe Pornos auf meinem Computer."
Er schreibt aber auch, dass er Jay-Z in dessen Büro aus dem Stegreif 150 Zeilen entgegen gerappt hat und dass ihn Steve Rifkind, der den Wu-Tang-Clan groß gemacht hat, den besten Texter nennt, den er in den vergangenen zehn Jahren gehört habe. Auf diesen Ritterschlag besteht Asher Roth zu Recht: Er ist ein Softie, aber er hat künstlerisch etwas drauf.
Mit leichter Hand und oft einer hübschen Spur von Ironie bis Selbstironie textet Roth über seine Normalo-Themen von Dankbarkeit gegenüber dem Papa, dem eigenen Traum von ein bisschen Rampenlicht, Joints und Sport - und natürlich Liebe. Wahlweise kann er aber auch mal seinen inneren Löwen nach einer heißen Frau brüllen lassen - zumindest, wenn ihm das ein Duett mit Rap-Legende Busta Rhymes einträgt ("Lion’s Roar").
Die Großen der Branche haben das Potenzial im Prinzip Asher Roth erkannt und den weichen Jungen in ihren Reihen akzeptiert. Immerhin kletterte sein "Asleep in the Bread Aisle" bis auf Platz fünf in den US-Albumcharts. Und auch in Deutschland hat die erste Single "I love College" inzwischen Platz 62 eingenommen. Asher Roth muss jetzt nur aufpassen, dass sein Netter-Junge-von-nebenan-Image nicht zur Pose erstarrt. Denn lange wird der Shooting-Star keinem Langzeitstudenten mehr erzählen können: Ich bin absolut einer von euch.