Debütalbum von George Ezra: Auf zu neuen Abenteuern

Auf seinem Debütalbum „Wanted On Voyage“ schnürt George Ezra aus Country-, Folk- und Pop-Elementen tröstliche Lieder für solche, die unterwegs sind.

Foto: Columbia

Düsseldorf. Geboren wurde George Ezra Barnett 1993 im ländlichen Städtchen Hertford, im Umland von London. Doch bereits mit 17 zog er nach Bristol und schrieb sich am Institute of Modern Music ein. Allerdings beendete der junge Songwriter Mitte 2012 bereits nach rund einem Jahr die „Episode“ an der Uni wieder: Er wolle raus, Erfahrungen sammeln.

Zu dieser Zeit allerdings erregt er mit seinem ersten, über die BBC-Newcomer-Sparte „Introducing“ veröffentlichten Stück „Angry Hill“ schon genug Aufmerksamkeit, um einen Plattenvertrag beim namhaften Label Columbia Records zu bekommen.

Die freie Zeit nach seinem Studienabbruch nutzt George Ezra, um fast ein Jahr lang mit dem Zug durch England und Europa zu touren. Unbekannte Orte sehen, live spielen, neue Eindrücke sammeln. Ein junger Mann, allein mit seiner Gitarre. Eine Geschichte, die beinahe ein wenig kitschig klingt — und doch wahr ist. Die Reisetagebücher jener Monate dienen ihm später als Inspiration für Lieder.

Das entspricht nahezu dem Idealbild jener Folk-Musiker, die Ezra bewundert. Seine Idole teilt er mit einem anderen britischen Songwriting-Newcomer: Wie Jake Bugg (Folk-Durchstarter des vergangenen Jahres) wurde George Ezra im Elternhaus früh musikalisch sozialisiert. „Mein Vater hat viel Bob Dylan und Van Morrison gehört. Anschließend hab’ ich angefangen, mich selbst zu informieren, und entdeckte Woody Guthrie“, verriet der Songwriter in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. „Mit 15 oder 16 stellte ich dann fest, dass ich singen kann.“

Die Stimme als Ezras Alleinstellungsmerkmal zu bezeichnen, soll das Songwriting-Talent keinesfalls schmälern. Facettenreich und ausdrucksstark klingt der 21-Jährige und nicht selten Jahrzehnte älter. Bei Liedern wie dem wuchtigen, beinahe bedrohlich klingenden Country-Gospel „Did You Hear The Rain“ fällt es schwer zu glauben, dass dahinter ein schmächtiger junger Mann aus England steckt. Die dunkle Stimmfärbung sorgt dafür, dass die traditionellen Einflüsse aus Country, Folk und Blues zu keiner Zeit aufgesetzt wirken.

Das vorab erschienene „Budapest“ verbindet die alten Meister mit einer neugierigen Perspektive und wohldosiertem Pop-Einschlag zu einem Stück, das wie gemacht ist für einen mitternächtlichen Roadtrip. Das Lied schaffte es in neun europäischen Ländern in die Top 10 und erreichte in Deutschland sogar den dritten Platz. Auch im Kontext des Albums ist die Hitsingle einer der Höhepunkte.

Mit „Stand By Your Gun“ stellt Ezra unter Beweis, dass er nicht nur die staubigen Töne beherrscht. Das Lied hebt sich stilistisch deutlich von den übrigen Stücken des Albums ab und wirkt doch nicht fehl am Platz. Der Wechsel von der Landstraße an den Strand funktioniert bei dem potenziellen Sommerhit hervorragend.

Die Hauptfigur im Schunkel-Blues „Listen To The Man“ stellt man sich hingegen unweigerlich an eine Bar gelehnt vor. Den Blick auf ein Pint mit dunklem Bier gerichtet, sinniert sie über ihre Beziehung. Ezras Stimme spendet auf unaufgeregte Weise Trost, wenn er im Chorus rät, auch ohne konkreten Plan im Leben angstfrei in den Tag zu gehen und auf seine Liebe zu hören. Dass der Texter hier aus eigener Erfahrung spricht, ist spürbar.

Man merkt dem Album an, dass die meisten Lieder in zahlreichen Konzerten entwickelt und erprobt wurden, bevor es ins Studio ging. Jeder Handgriff sitzt, und doch wirkt nichts erzwungen oder konstruiert. So klingt „Wanted On Voyage“ durchweg ungefiltert und natürlich. George Ezra spielte neben der Gitarre auch Bass und Keyboard ein. Nur für die Schlagzeug-Spuren griff er auf Gastmusiker zurück. Persönlicher kann ein Album kaum sein.

Trotz seiner Jugend erscheint er geerdet und reflektiert den eigenen Erfolg nüchtern. „Ich bin mir sehr bewusst, dass das, was ich im Moment mache, nur so lange dauert, wie es dauert“, sagte der Songwriter in einem Interview mit der britischen Wochenzeitung „The Observer“. Nicht ohne dabei seine positive, lebensbejahende Grundhaltung deutlich zum Ausdruck zu bringen: „Danach geht es weiter mit dem nächsten Abenteuer!“

Gerade erst ist George Ezra von einer weiteren Bahnreise zurückgekehrt. Zusammen mit 50 Ticket-Gewinnern ging es von Bristol über London, Brüssel, Paris und München zum Konzert nach Budapest. Der „Ezra-Express“ ist in voller Fahrt. Unterwegs warten viele neue Erlebnisse, Geschichten — und Lieder.