Grandiose New York Philharmonics

Dirigent Alan Gilbert wird für sein Konzert in Frankfurt gefeiert.

Frankfurt/Main. Es war so etwas wie ein Antrittsbesuch, auf den die Musikwelt seit Monaten mit großer Spannung gewartet hat: Das erste Konzert der weltbekannten New Yorker Philharmoniker unter ihrem neuen Chefdirigenten Alan Gilbert in Deutschland. Seit Wochen war das musikalische Großereignis vom Mittwoch in der Alten Oper in Frankfurt ausverkauft, denn der erst 42 Jahre alte Gilbert gilt als großer Hoffnungsträger und Wegbereiter einer neuen musikalischen Ära.

Schon der kürzliche Wechsel an der Spitze der 1842 gegründeten Philharmoniker hatte für Aufsehen gesorgt. Denn auf den Titanen Lorin Maazel, der mit 79 Jahren sein Amt abgab, folgte ein Dirigent, der fast vier Jahrzehnte jünger ist. Der jüngste Chef in der Geschichte des Orchesters. Ein quirliger Musiker, der unumwunden öffentlich erklärt, dass "der alte Tyrannen-Dirigent" aus der Mode gekommen sei. "Lorin Maazels Meinung, dass die Dirigenten von heute alle zu lieb geworden sind, teile ich nicht. Autoritäres Auftrumpfen ist für einen Dirigenten nicht mehr ohne weiteres möglich, aber auch nicht mehr nötig", sagte er gegenüber der Presse.

Dass er neue Akzente in der Programmgestaltung setzen will, hat sich inzwischen bis nach Europa herumgesprochen. Für sein erstes Konzert in Deutschland wählte der Maestro das 2. Klavierkonzert von Sergej Prokofjew mit dem Solisten Yefim Bronfman, die 2. Sinfonie von Jean Sibelius und das Stück "Expo" des finnischen Komponisten Magnus Lindberg von 2009.

Diese Mischung aus zeitgenössischer Musik und großen Werken ist ein Tribut an die Tradition des ältesten Orchesters der USA. Denn unter Kurt Masur, Leonard Bernstein, Bruno Walter oder auch Arturo Toscanini setzten sich die New Yorker immer für Uraufführungen neuer Kompositionen ein. Neu ist unter Gilbert vor allem die Art der Werk-Interpretation.

Gerade die 2. Sinfonie von Jean Sibelius dirigierte der gebürtige New Yorker in Frankfurt komplett anders und nicht im Geiste seiner Vorgänger: klanggewaltig, aber elegant, jung und frisch - statt mit der berühmten Werktreue oder der Erhabenheit des Charismatikers Bernstein. Das Ganze vereint er mit der Disziplin und Präzision, für die die New Yorker weltweit bekannt sind. Das Publikum reagierte begeistert. Es feierte Gilbert und seine Truppe mit frenetischem Applaus.