Luxuslärm: Eine Band mit Bodenhaftung
Ohne Plattenvertrag haben es Luxuslärm aus dem Sauerland geschafft, sich einen Namen im deutschen Musikgeschäft zu machen.
Natürlich muss man, wenn man Luxuslärm zum ersten Mal hört, unweigerlich an Silbermond denken. Oder an Juli. Vielleicht sogar an Mia oder Wir sind Helden. Denn das Muster, auf dem die Band aufbaut, scheint nur zu vertraut. Eine charismatische Frontfrau singt, unterstützt von vier männlichen Musikern, über eingängigen Pop-Rock-Klängen deutsche Texte, zumeist über alltägliche Befindlichkeiten.
Als Luxuslärm damit 2006 bei den großen Plattenfirmen anklopften, wurde ihnen die Tür vor der Nase ins Schloss geknallt. Janine Meyer hat das Gelächter der Talent-Scouts noch in den Ohren: "Das wird nie was, haben die uns gesagt", erinnert sich die 26-Jährige. Überall habe man das Gleiche gehört: Der Name, und erst die Texte - Silbermond gibt es doch schon! Macht doch lieber was Ordentliches! Der Witz daran war, das taten sie bereits.
2005, also ein Jahr vor der Bandgründung, hatte Luxuslärm-Schlagzeuger Jan Zimmer eine eigene Musikschule in Iserlohn gegründet, an der seine Freunde und Kollegen aus der damaligen Cover-Band Blue Cinnamon als Lehrer fungierten. Das Herzensprojekt mit dem Namen "Rock & Pop Fabrik", für das Zimmer als bettelarmer Student bei den Banken hausieren gehen musste, wurde mit der Zeit ein einträgliches Geschäft. 430 Schüler hat man seit der Eröffnung betreut. "Und im Februar feiern wir bereits das Fünfjährige", sagt Janine Meyer nicht ohne Stolz.
In einem verwaisten Einkaufszentrum mieteten sich die jungen Musikpädagogen auf 144Quadratmetern ein und bieten mittlerweile sämtliche gängigen Rockinstrumente von der Gitarre über das Keyboard bis zum Saxofon als Unterrichtsfach an. Es ist ihr Beruf. Die Band hingegen, also das Projekt Luxuslärm, das 2006 aus der Taufe gehoben wurde, war bislang eher ein Hobby.
Allerdings eines, das sie mit Verve verfolgten. Nachdem ihnen bescheinigt wurde, unvermarktbar zu sein, setzten sie gemeinsam mit Produzent Götz von Sydow auf Eigen-Promotion. Kein Stadtfest war ihnen zu klein, kein Engagement als Vorband einer Vorband zu popelig, um es nicht zum Anlass zu nehmen, ihre Live-Qualitäten unter Beweis zu stellen. Die Fangemeinde wuchs langsam, aber stetig. "2006 hatten wir noch keinen richtigen Auftritt zu verbuchen, 2007 waren es dann schon zehn, und für dieses Jahr haben wir bereits 120Termine", sagt Meyer. Luxuslärm ist damit das eigene Kind der Band. Ursprünglich wollten sie es zwar zur Adoption freigeben. Nun, da das Telefon in Iserlohn-Letmathe nicht mehr stillsteht, sind sie allerdings froh, es alleine großgezogen zu haben.
Woher man ihren Namen kennt, und auch einige ihrer Songs, ist nicht so richtig klar. Plötzlich wurde ihre erste Single "1000 Kilometer bis zum Meer" immer häufiger im Radio gespielt, und der Bandname, nun, der prägt sich ein. Die einen finden ihn witzig, andere gewollt. Aber letztlich ist das egal. Was zählt, ist der Markenwert. Und den haben Luxuslärm im vergangenen Jahr ordentlich gesteigert.
Begonnen hatte es damit, dass sie im Vorfeld der 50. Ausgabe des Pop-Spektakels "The Dome" einen im Internet ausgelobten Band-Wettbewerb gewannen, was ihnen einen Auftritt zwischen a-ha, den Pet Shop Boys, Mando Diao und den Black Eyed Peas einbrachte. Ihre zweite Single "Unsterblich" wurde von den Radiostationen gut aufgenommen, und im Dezember gewannen sie in Bochum die EinsLive-Krone als beste Newcomer des Jahres.
Mittlerweile ist das Hobby zum zweiten Beruf geworden. Ihre Tätigkeit als Lehrer geben sie allerdings nicht auf. "Das ist strengstens organisierte Arbeitsteilung: Von Montag bis Mittwoch sind wir in der Schule, ab Donnerstag proben wir und treten auf", sagt Meyer. Fragt man sie, warum sie die Arbeit in der Musikschule nicht erstmal zurückstellen, lacht sie: "Wir sind keine naiven Teenies. Das Standbein, das wir uns mit der Schule erarbeitet haben, ist wichtig." Auch aus Iserlohn wollen sie nicht weg. Als Kinder des Sauerlands sind sie Lokalpatrioten.
Und wie steht es jetzt mit dem Plattenvertrag? "Klar, die rufen uns dauernd an, vor allem, seit wir die Krone haben", sagt Meyer. "Aber den Kuchen, den wir alleine gebacken haben, wollen wir jetzt mit niemandem mehr teilen."